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Sonntag, 24. Februar 2013

mir fehlen die worte



mir fehlen die worte, 

so gerne würde ich schreiben, 

was mich bewegte, 

als ich die eiseskälte in meine lungen holte

und meine augen geblendet waren 

vom tausendfachen funkeln im schnee, 

als die morgensonne den nebel durchbrach

und ich die welt so neu wahrnahm, 

diese stille stunde,

in der ich allein über die felder lief,

fernab, nur von rehen überrascht,

die ins unterholz flüchteten...

mir fehlen die worte,

mir fehlt die innere stimme,

die zu mir spricht, 

ich spür noch das gleisen,

ich spür noch das glück,

ich spür noch das glänzen, 

doch es wird kein gedicht... 


mir fehlen die worte,

weil ich mich zugewortet fühle, 

in worten zu ersticken drohe,

drum fehlen sie mir,

wage ich nicht eines anzufassen, 

es zu nehmen, dieses eine, 

das den zustand beschreiben könnte, 

dieses eine kleine wort, oder jenes, 

vielleicht eines von den hellen, 

denen, die klingen, wenn man sie schreibt, 

die klingen, wenn man sie sagt,

oder schimmern,

oder ein echo haben, 

und schwingen...

ich kann es nicht, 

es ist, als hielte mich 

unsichre angst in ihrem griff, 

hielte mich dort an der kehle,

wo luft und wortform 

zu klang werden

als ging mir der atem verloren,

als ging mir der wortwert verloren, 

als drückte ich, wenn ich es wage,

das kleine wort tot...



ausgesetzt der schmerzlichen 

verelendung von worten 

diesen hilflosen,

grausam ausgebeuteten miniaturen.



ich werde mich zurückziehen

aus dem schlachtfeld 

der zeilen und phrasen,

aus der achtlosen verwortung

der ich ausgeliefert bin,

als träte ich stündlich auf

minen,

die in mir implodieren

und immer implodiert ein teil von mir mit...


nur in der stille, 

in meiner stille, 

der wortlosen stille, 

der wortleeren stille,

wird es mir gelingen,

meine worte gesunden zu lassen.


















8 Kommentare:

  1. Lauschendes Fragezeichen


    Still schwingen sie sich hinaus in den Umkreis,
    koboldisch verschmitzt lächelnd;
    die Arme an den Enden bizarr verknotet,
    komisch verzerrt und doch ...
    zum leisen Lachen verleitend ihr Ausdruck.


    So stehst Du, Geist der Platane,
    wie herausgefallen aus einer anderen Welt da,
    ein still lauschend Fragezeichen. -
    Amüsierst Du Dich über meine
    ausweglosen inneren Verschränkungen?


    Fast scheu erheben sich aus Deinen Köpfen
    vereinzelte Zweige hinein in den Licht-Umkreis,
    lauschen wie in weite Fernen
    dem Wind, der ihre Spitzen erzittern lässt,
    umfassen leise erahnend sich gebärendes Licht.


    Nicht lange mehr und Du trägst in Deiner Krone
    einen Blütenkelch voll paradiesischer Unschuld,
    vergessen lassend den Frost der eigenen Seele,
    die Unbill des Unmöglichen.


    Du Frühlingsbote in frostiger Verkleidung,
    Bringer Du, in kalter Winternacht gereifter, erneuter Fülle.

    © Bernhard Albrecht, 25.02.2013
    Mit einem herzlichen Gruss, Dir liebe Gabriele, zugeeignet.

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    1. ...wie wunderbar, dein gedicht, lieber Bernhard, das ich jetzt wiederholt gelesen habe und mit koboldisch verschmitztem lächeln antworte ich dir: du hast mir einen wunderbaren gruß in den trüben frostigen tag gesandt! und die erneute fülle, die hoffentlich nach der verinnerlichung, nach dem wiederfinden der wortlosen stille, besser, nach ihrer überwindung, eintreten wird, ach, auf die freue ich mich nun schon sehr!!!

      alles liebe für Dich

      gabriele

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  2. ...und mir fehlen die Worte, hier zu antworten, das Gedicht ist SO, es ist SO ...so ..stark ...und für diese Stärke fehlen mir die Worte .. Ursa

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    1. liebe ursa,
      ich freue mich, dass dich mein text anspricht, mein bekenntnis zur angst, zur beklemmung, weil ich wortbeladen, von wortüberflutung erkrankt bin, und den wortwert, den mir so wichtigen, tiefen, wieder finden muss...
      Rilke schrieb: Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort...

      ich fürchte mich vor den wortfluten.

      liebe grüße
      gabriele

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  3. ich weiß es genau liebe freundin, wie es sich in meinem inneren anfühlt, wenn mich, dieses von dir so trefflich beschriebene fühlen heimsucht ... dich hat es jedenfalls nicht ..(oder doch?)... nein, es kann nicht sein, sonst hättest du nicht dieses tief berührende gedicht schreiben können ... und wenn doch, so ist die lösung ja bereits enthalten, denn

    "
    nur in der stille,

    in meiner stille,

    der wortlosen stille,

    der wortleeren stille,

    wird es mir gelingen,

    meine worte gesunden zu lassen."


    ... es ist immer der weg durch die stille, der dem reifen und gesunden zugrundeliegt.

    ich umarme dich innigst und sehr verbunden, liebste seelenschwester.

    deine isabella

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    1. danke, liebe Isabella, dass du dich hinein vertieft und den kern berührt hast... ich bin vielleicht fb-müde, wer weiß, vielleicht sehne ich mich nach den ruhigeren tagen eines gemütlichen blog-austauschs zurück, ich vermag es nicht wirklich zu sagen, was meine "angst" vor dem wortverlust ausgelöst hat...aber, wie du ja sagst, habe ich eine möglichkeit für heilung ja selbst genannt! wenn das nur so leicht wäre...

      umarmung und liebe grüße
      gabriele

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    2. Liebe Gabriele

      Ich kann es Dir so nachempfinden, was Du innerlich durchmachst mit Deinem inneren Erfahren, „als hielte mich unsichere angst in ihrem griff, hielte mich dort an der kehle,“ ...
      Zugleich will ich Dich aber auch beglückwünschen für dieses Dein Erfahren, denn wie mir scheint ist für Dich damit zugleich auch verbunden ein noch tieferes Hineingeboren Werden in Deine Dichterseele. Der Umgang mit dem Wort wird existentiell, weil die Worte Dich ihre eigene lebendige Wesensgestalt spüren lassen. Diese eigenständige Lebendigkeit kann nach meinem eigenem Erfahren zunächst wie eine grosse Beklemmung, auch eine Angst ins Bodenlose abzustürzen erfahren werden. Das Wort als eine eigenständige Wesenheit, in unserer heutigen Informationsgesellschaft eine starke Herausforderung für einen sprachsensiblen Menschen wie Dich!
      Und doch möchte ich Dir zurufen, versuche heimisch zu werden in dieser Stille, die sich für Dich da auftut, glaube sie also nicht überwinden zu müssen, denn sie ist aus meiner Erfahrungssicht das Tor zu noch tieferen sprachschöpferischen Gestaltungsmöglichkeiten. Mache sie Dir zur Freundin, diese Stille, wann immer sie Dich erneut berühren wird und Du wirst Sprache in weit über bisheriges Erfahren hinaus reichender innerer Beglückung erfahren können und dürfen.
      Die Mehrzahl meiner Gedichte jedenfalls entstammt dieser besonderen Stille. http://www.weg-der-befreiung.blogspot.com
      Ich grüsse Dich von Herzen,

      Bernhard

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  4. ...oh, danke, lieber Bernhard, für Deine Worte.

    Ja, es ist die Stille, die man beim zurückgezogenen Lesen, beim sich Einlassen auf ein kleines Buch, auf einen Bildband, beim Lauschen von guter Musik empfindet, dieses bei einer Sache sein, einer Sache die gehaltvoll und gut ist und die Innenwelt ausfüllt ohne sie zu zerschleißen.
    Mir ist Sprache sehr wichtig. wenn man sich allerdings von Worten zugemüllt fühlt, auf eine Art, die schmerzhaft ist, ja, dann kommt eben so ein Gedicht heraus, das wie ein Aufschrei ist.

    Ich danke Dir sehr für Deine tröstenden Worte... nein, Stille werde ich nicht überwinden, denn sie ist eines der größten Güter meines Lebens.

    liebe Grüße
    Gabriele

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