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DIESES BLOG WIRD ARCHIVIERT vom DEUTSCHEN LITERATUR ARCHIV MARBACH

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Deutsches LiteraturArchiv Marbach

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Freitag, 25. Januar 2013

ruhe vor dem sturm

***

hörst du den trommelwirbel
der die welt umgibt?
ist das geheimnisvoll?
die welt, sie ist natur.
natur zerreißt, natur entzückt,
natur entzweit, natur beglückt,
ein pendel das im jahreszeitentakt
nach hierhin schwingt,
nach dorthin schwingt,
gebiert, zerschmettert,
sachte beseelt, zerhackt...
im spiegel bist du grau wie kalk...
was wertvoll schien,
was ist sein wert denn jetzt?
die katastrophe legt den finger dir
in deine wohlstandswunde,
du bist entsetzt,
du weinst nach innen,
und stündlich gibt es neue kunde,
natur und krieg, menschliche gier,
entfesselt toben chaos und gewalt,
kein lichtermeer der friedlichkeit.
erschüttert ist die letzte zuversicht.

noch hast du warm,
doch innen ist dir kalt.

***

EREIGNIS

ereignis


so weich die kissen –
weich die sofapfühle
weißt du, mein schatz,
dass ich mich elend fühle,
während ich sanften klängen
sehnsuchtsvoll ermattet lausche,
die lesezeit sehr gern
mit fußballwohlgefallen tausche,
schreit halbzeitstille mich von ferne an,
und ich weiß: halt!
schon wieder bin ich dran.

den schnittpunkt pause
wird er  w i e  betreten?
wird jammern er
und wutentbrannt
zum himmel beten?
wird er frohlocken, jubeln,
mich mit küssen überschütten?
mich liebestoll und wild
in meine kissen drücken?

ich starre vor mich hin
– erwartungsvoll -
und er tritt  ein.
die füße nackt,
die wange bleich,
wie wird das sein?

er lächelt sanft
und sinkt auf seine knie.
mein schatz, sagt er,
die warn so schlecht wie nie...
wie gut, dass du
auf mich gewartest hast,
nix fußball heut,
weißt was,
ich koch dir was.

dann zieht er mich aus meinen pfühlen,
beginnt mich sanft und zärtlich zu durchwühlen!
jetzt klingelts draußen, mist, wer kann das sein?
es ist sein bester freund, er lässt ihn rein....


fwg -mh

Donnerstag, 24. Januar 2013

menschlich

*
menschlich

menschen
greinen laut und weinen
wenn gedichte
sinn verneinen
oder nur im reim
dem kleinen
sich zu einem 
vers vereinen

*

Mittwoch, 23. Januar 2013

haiku




***

all those innocents
blood-drops
on white snow


***

Montag, 21. Januar 2013

haiku



***

die stille ist weiß

unendlich ist sie

innen und außen

***

Sonntag, 20. Januar 2013

Finsternis im Exil

***
Miroslav Dusanic 
hat dieses wunderbare Gedicht, das er auf Serbisch schrieb, 
für mich ins Deutsche übertragen:

***

Finsternis im Exil 

Die langen Nächte kamen früh genug
und die Tage nicht zurück
nicht einmal ein Gott erschien
in meinem Versteck

aber auch dort 
– schrieb Mutter – nicht jeder Traum 
den sie träumte gehörte ihr

und sie biss sich immer in die Zunge
vor Enttäuschung 
wenn die Sonne auf- und unterging

und begriff mit Blicken in den Spiegel
dass nur noch sie selbst als Antwort 
übrig blieb...

Donnerstag, 17. Januar 2013

STILLE




***

im stillsten mittelpunkt meiner tage

haben die gedanken raum 
in meiner kleinen hand

zaunkinder - traumkinder

weißgehauchte seidenschiffe
silberweiße sternenvögel

schaumkinder - traumkinder

hüt ich in meiner hand
zitternde kinder aus schaum


***


dieses gedicht ist meinem lyrikband 
"licht und schatten"
aus den 80ger jahren entnommen


*

Donnerstag, 10. Januar 2013

fels oder treibgut

...es ist vollmond...
die nacht ist noch lang
ich nehme dieses gedicht mit in meine nacht.
ich will sehen, wohin es mich treibt,
mit seinen google-übersetzungsfehlern,
mit der schwerfälligkeit, der aus dem system gequälten wörter,
und meiner not, was mag es bedeuten, das wortgebilde, dem ich vertrauen soll.
will sehen, was es mit mir macht, das gedicht, martert es mich oder wird es mich befreien, ich meine, kann ich es loslassen, wenn ich es nicht verstehe.
das habe ich gelernt: ich muss nicht alles verstehen, die welt fließt um mich herum, manchmal bin ich insel und das andere mal treibgut, einmal bin ich ziel, das andere mal weg, hilflos und stark, hilfe und suchende, zerstückelt, zerfleddert und dann wieder fest wie ein fels.
wer weiß, vielleicht kann ich mich zu paul valery verziehen, der mich einige male in frankreich mit seinen gedichten begleitet hat, die richtigen worte gesetzt, und weil ich die worte verstand, auch wusste, wo ich war, in seinem gedicht, jeweils, als ich es las...
wer weiß.
die nacht ist noch lang und ich werde mich nicht in den kissen wälzen,
auch nicht in den mond starren - sondern einfach weiter lesen und abwarten.
nachdenken
fels oder treibgut
die nacht ist noch lang
...es ist vollmond...

Showboat von Miroslav B. Dušanić


Miroslav B . Dušanić. schrieb ein Gedicht in Serbisch - doch goole-translator lässt mich hilflos zurück:


Путујуће позориште

1.

Умирања у нашем граду. Јауци

сирена и колоне у покрету. Ноћ

се растаче.


Наша тијела у грчу. Змије трају

и срастају у загрљају. Одасвуд

свјетлост плеше.


Последњи чин је чин кажњавања.

Легија умова сецира. Не реагује

на емоције.


2.

Сцена линчовања је нема сумње

историјски призор. Глава је пала

већ првим замахом.


На сцени све позната лица. Иза

кулиса су актери размијенили

осмијехе. Живјели!


Одиграно је јавно. И за публику.

И за власника. Ништа није труло

у нашој отаџбини.


3.

Сву ноћ сам у бунилу дисао

ритмом долазећег вјетра са

запада.


Да ли је на тај начин тражен

узрок тегоба као некад код

Пол Валерија?


Из сивих фасада и поспаних

лица пролазника, нисам

добио одговор.


Мирослав Б. Душанић
http://miroslavdusaniclyrik.blogspot.de/

Dienstag, 8. Januar 2013

die flüchtigkeit des augenblicks

***


...nicht nur der kostbare moment ist flüchtig, 
auch der hässliche, qualerfüllte... 
welch großes glück, 
ansonsten wäre die welt nicht zu ertragen...


gabriele brunsch


***

Montag, 7. Januar 2013

rauhnacht winterkind

in milder rauhnacht ward ein winterkind geboren

vergessen sind die dunklen schmerzensstunden,

in ihrem arm das kindchen schlummert selig,

der wilden seufzer atemstöße sind verklungen.

 
ein feiner glanz liegt über allen dingen,

durchdringt die abgedienten, starren lebensfalten,

in ruhigem takt, die welt ist neu entstanden,

nichts hält den staub, die kalte last, der alten.


wer ahnt denn schon, dass unheilvolle schwüre
 
bei rauhnachtkindern mit der wiege schwingen? 

wo glaube, mythos, kult magische lieder singen

wird zarter mut mit angst der seele kämpfe führen.
 

bedingungslose zuversicht und liebe

breiten die flügel weit in rauhen winternächten

über das neugeborne, zarte kind.

die gier von heidnisch-bösen mächten,

verpufft, weil klaren geistes kind wir sind.



***

Freitag, 4. Januar 2013

winterfrühling

***

winterfrühling

in zwischenzeiten sind wir eingefangen, 
nicht eiseskälte und nicht frühlingshauch,
so unentschlossen lüftet sich der nebel
die giebel trinken kalten rauch.

nur zögernd streift dein blick die nassen wiesen,
der wald ist mürbe, hadert mit erinnerungen,
soll er sich brüsten, sonnelechzend sprießen,
zur unzeit süße säfte in die äste schießen,
um dann, beim nachfrost körperholz zu spalten,
wenn borke, rinde platzt und rauhe kräfte walten,
den eistod sterben, lebenslied verklungen.

so wate ich im wortgewässer schaler sinngestalten,
verhalten elend, kann mich nicht entfalten,
und bin erstarrt, verlächerlicht, in frühlinglichem wehen, 
denn, was soll hier gedeihen, was mag hier noch gehen?


copyright gabriele brunsch