alle gedichte, fotos, bilder und texte auf diesem blog sind von gabriele brunsch / LadyArt erstellt, andere autoren sind besonders genannt. nicht nur das gesetzliche,auch das aus moralischen gründen zu respektierende urheberrecht gilt hier – obgleich nur der zufall das vergehen aufdecken könnte,aber ist die welt nicht voller zufälle -

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DIESES BLOG WIRD ARCHIVIERT vom DEUTSCHEN LITERATUR ARCHIV MARBACH

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Samstag, 24. Dezember 2011

Mittwoch, 14. Dezember 2011

haikuvariante: ...


 .

tannengründüfte

durchschweben die räume

wär ich voll unschuld
 
 
 
.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Ode wider den Krieg


Ode wider die Verherrlichung des Krieges

Ach, wie so stark scheint der Panzer, mein Sohn,
der Kampfjet, das Atom U-Boot.
Wie sie dahinrauschen, siegesgewiss,
tief unten im Meer,
hoch droben, kaum sichtbar,
am schuldlosen Horizont.

Ach, wie so schön ist der Soldat, mein Sohn,
so schön wie d u, wenn er munteren Sinns,
tapfer und mutig zugleich, hinstapft,
im Gleichschritt, marsch, marsch.

Und er singt auch ein Lied,
so  ein gewaltiges, in seinem Herzen,
vom gar nicht kleinlichen Stolz,
und von der Idee, dass er stärker ist,
stärker, als alle Feinde der Welt.

Ja, so reckt er sich hoch,
Gesicht geradeaus und nicht gemurrt,
wenn er da steht, in Reih und Glied.
Schulter an Schulter, Kraft an Kraft,
Held an Held, wie eine Mauer.
Glut an Glut, so viele, so starke,
Hass an Hass, Gewalt an Gewalt,
Grausamkeit an Grausamkeit...

Doch wenn’s dämmert, im Bett,
in der menschlichen Stunde,
im Faltengewirr seiner Decke,
dann, mein Sohn,
ist schon der Heldenmut fort,
zittern vielleicht ihm die Lider,
und das Klappern der Zähne
versucht er zu dämpfen,
und das Geschluchze,
im schweißigen, feuchtwarmen Stoff.

Ach, wie so laut ist der Krieg,
wenn die Panzer pflügen den Acker, das Land,
wie wenn alle Engel des Himmels gleichzeitig
über die Welt kämen,
mit dem Schlagen der Flügel,
getragen vom Sturmwind
und dazu, in der moosigen Kuhle am Hang,
Eingegraben, der Feind,
auf dem Monitor nur ein Punkt.

Ach, wie so faszinierend ist doch der Krieg,
wenn es woanders donnert und kracht,
und die Raketen sicher im Ziel zerplatzen,
die Bomben  reinhämmern in Bildrasterknoten,
und das irre Schreien im Brandherd,
ungehört, in ferner Wirklichkeit verhallt.
Raketensplitter wie ein Zyklon
die Häuser zerreißen,
dazu Mann und Frau,
Kind, Katz und Maus,
ungezählte, ungenannte.
Der Lebendige dort,
nichts als ein roter, bebender Fleck
im Nachtsichtgerät, fokussiert, entblößt:
klatsch!

Ach, wie so elend ist doch der Krieg,
wenn das Blut wie ein Orkan den Kopf füllt,
und der Mut versackt im Blut des ersten,
dens trifft, Helm ab, Kopf ab,
und des zweiten, den es erwischt,
Bein ab und Arm.
Und die Augen herausgeschossen, verspritzt
sein Gehirn über der Wand.
Ja, ich weiß, auch er hatte Mut,
und nun ist er hin.

Wäre ich Gott, eine Göttin, mein Kind,
nähme ich all diese schönen Soldatenknaben
auf meinen Schoß und wiegte sie
leise und sanft in den Schlaf.
Dann fügte ich sie wieder zusammen.
Bein an Körper, Arm an Schulter,
Auge in Kopf und Hand an Arm
und würde sie hinstellen und schelten,
so wie man unartige Kinder ausschilt,
und glaub mir, sie schämten sich,
und spielten es nimmer, das sinnlose Spiel,
vom grauslichen Krieg.

Doch, Söhnchen, schade, ich bin nicht Gott,
und auch eine Göttin, die allmächtig ist,
werde ich nimmermehr sein...

Keiner wird kommen, mein Kind,
und die zerrissenen Kerle aus ihren
Erdschollen kratzen.
Niemand wird mehr ihr Lachen sehen,
ihren Atem spüren,
und ihren zärtlichen Kuss.


1993 © GABRIELE BRUNSCH










Freitag, 2. Dezember 2011

Textauszug der Tragödie "Dido und Aeneas" für mein Papiertheater, an der ich gerade arbeite....

mein vorhaben ist, die ganze tragödie vom niedergang trojas, über aeneas' irrfahrt und didos bau von karthago, bis hin zum tragischen ende des stücks,  in zeilen mit exakt 15 silben  zu verfassen. dadurch wird eine besondere spannung aufgebaut... es klingt altertümlich ohne zu kompliziert im sprachlichen duktus zu sein (hoffe ich), auf reim verzichte, es sei denn, es zwingt sich mir einer auf. 



das ist etwa der schluss des ersten drittels, der augenblick, als Aeneas sich zum ersten mal, mit seinem sohn an seiner seite, Dido in ihrem palastsaal vorstellt, und sie beginnt sich unwillentlich zu verlieben....



Als sie den Knaben sieht, spürt sie ein sonderbares Rauschen,

ihr Blut wallt auf, und Tränen füllen ihre großen Augen,
sie spürt am Halse eine Schlaufe, die ihr den Atem nimmt.

Aeneas kniet vor ihr, erzählt von seinen Fahrten, dem Ziel:

„Mein Auftrag ist, Italien zu finden, so soll es sein.
Bevor die Winterstürme unser weites Meer durchbrausen
muss ich die Wellenfahrt erneut beginnen!“...“Doch Ruhe jetzt!“
fällt Dido ihm ins Wort, „Kaum angekommen, wollt Ihr reisen?
Am heut’gen Tag lasst uns erst die Begegnung festlich feiern!“

Und als sie aufschaut treffen sich die Blicke, Aug in Auge,

und wieder spürt sie wie ihr Atem stockt, ihr Herz pocht schneller.

In ihrem Kopf beginnen die Gedanken jetzt zu taumeln,

auf ihrer Haut ist Kälte, Hitze, sanftes Kribbeln spürbar,
sie hebt die Schultern, reckt den Kopf nach oben, nimmt Haltung ein,
versucht zu schützen sich, den schwachen Eindruck zu verschleiern.


.
...dies ist ein entwurf, ich arbeite täglich daran, somit wurden auch hier im vorgelegten ausschnitt schon mehrfach korrekturen vorgenommen. es ist nichts als eine arbeitsgrundlage, also nichts endgültiges!
.

Sonntag, 27. November 2011

Mittwoch, 9. November 2011

DRESSMAN


DRESSMAN

anziehung gespürt
der dressman im neonlicht
total versponnen

geduldig steht er
frisch gekleidet gut gestylt
sinnbild für werbung

nicht abgehoben
die haltung völlig im trend
sanfte verführung

im kollossalen show-room
zur superpose erstarrt
zeitlich enthebelt

ganz zum witz mutiert
kunstwelt im griff von natur
cranial vernetzt


COPYRIGHT@gabriele brunsch
.

Samstag, 29. Oktober 2011

SKATER im PARK - Skatertreffen

.


Der Tag hell und kalt.
Die Straßen verwaist, trotzdem
ein Treffen am Park.

Nabelfrei im Shirt
gibt sich das Mädchen ganz cool.
Ihr Lächeln fröstelt.

Auf dem Stein sitzend
den Stecker im Ohr, lauscht sie
dem neuesten Sound.

Die Jungs im Sakko
fahren herum, ein Skateboard
lehnt an der Mauer.

Sie sind vereinzelt,
fahren und lauschen vertieft,
den iPod am Hals.

Vom Geländer rauscht
waghalsig balancierend
ein Skater mit Brett.

Niemand schaut rüber,
der Künstler fliegt durch die Luft,
schwebend und landet.

Er saust aus dem Nichts
weiter über die Treppe,
fliegt wie ein Vogel.

Das Kunststück vorbei,
gleitet er elegant hin,
zum wartenden Trupp.

Es nieselt nun leicht,
noch kälter weht Wind daher.
Das Bushäuschen schützt.

Sie steht langsam auf,
besinnt sich, geht gelassen
dort zum Unterstand.

Sie schwingt die Hüften,
teilnahmslos setzt sie sich hin,
hört weiter Musik.

Sind sie Komparsen
in einer schweigenden Welt,
ein jeder für sich?

Jetzt rauschen sie los,
zischen durch beißenden Wind,
Skater im Eislicht.

Wie wilde Tänzer,
im klassischen Raster der
Choreographie.

Sie sitzt ganz ruhig,
folgt aus den Augenwinkeln
der Demonstration.

Seltsames Werben
in eisiger Kälte. Blick
in Isolation.

Der Regen wird stark.
Sie nimmt ihr Board von der Wand,
sie winkt und springt auf.

Die Haare klatschnass,
ihre Arme wie Schwingen.
Figur aus Metall.

Ihr rechter Fuß treibt
gegen eine Wellenwand,
das Brett ihr Nachen.

Sie gleitet davon,
Amazone im Kampfdress,
vom Regen verschluckt.

Die Kohorte folgt.
Nur das Zischen der Skateboards
auf schwarzem Asphalt.

Ganz leer ist der Ort,
nur Regen und Wind, eisig,
das Rauschen verklingt.



.

2008

im Schema 5/7/5  eine mich faszinierende Versform

Mittwoch, 26. Oktober 2011

SKATER im PARK

.



...durch zufall habe ich mein gedicht "skater im park" in einem modeblog gefunden. auch wenn die form aufgelöst ist, das schema 5/7/5 nicht mehr sichtbar ist, freut es mich natürlich ungemein, dass diese wunderschöne seite mit meinem - wie ich hoffte - sehr modernen gedicht -  aufgelockert/untermalt/bedacht  wurde. trifft es doch dort möglicherweise genau die leser, die ich im sinn hatte, als ich es schrieb.  




http://nadjamarabrvar.blogspot.com/2011/08/der-tag-hell-und-kalt-die-straen.html

.

Montag, 24. Oktober 2011

Kontraste

Kontraste

herbst - sonnendurchwirbelt weich und wild
du wühlst mich auf, ich wache ungestillt
mit meinen lippen schlürf ich deinen seim
aus farben - lass mich trunken sein
mich dürstet nach dem dunklen duft
von erde und verfall, verfall vergehen,
gesättigt bin ich nimmermehr,
als müsst ich hundertfach in dieser süßen luft
von todessehnsucht angefasst am rand
vom reichen jahr ermattet lässig stehen
und denken, wär das denn so schwer
dies kleine stück zu gehen?
was bleibt? ein satz vielleicht,
ein epitaph aus zahl und wort,
und efeuranken blattdurchpulst...
empfindung fühlbar ungetrübt,
die sinne klar - ein ozean, ein meer -
ist ein gewand aus lichtblau-grün,
kühl-wasser-grün-und kühl so kühl,
und körperweiche kühle haut,
im wassergrünen kühlen grün, umspült
- wie schwimmst du aus dem neer,
undine, zartes flüssiges gespinst,
unwesenhaft nicht mensch nicht fisch,
bist alles gleichsam willentlich
und schwimmst...
von sonnenlicht und glanzgeflecht,
von glitzerglanz und funkentanz,
durchspült verharrst du plötzlich eisig-kühl,
verharrst, und starrst, und starrst...
du bist so feige, ahnungsloser leib,
du kränkelst, lustbetonte note,
verweichlicht, eingedickt der mut,
schon tänzelst du, verstrickt
vertäut,
verankert und verkettet,
verzweifelt aufgeknüpft und lau die glut...
ha!!
ein riesenhafter schoß sind deine meere welt
in die der zeitgeist kotzt, ein ausgekochtes spiel,
vereinzelt stehen ratlos kleine felsenstädte,
im sonnenlicht, verzagt,
der blick geheftet, starr, der leib geschändet,
im flötenklang und trommelwirbelorchestralgewendet
stehst nackt du da,
ein stückchen zeit - du erdenteil -
im jetzt verendet
...
sei nicht vermessen,
was soll das, verendet?
die welt sie lebt und ist ne loveaffair
du hörst das klatschen hundertfacher wellen,
und hauchst beglückt: "was will ich mehr...!"

verschwendet?

© by Gabriele Brunsch
...
...so still und heimlich über nacht,
hat blogger wieder was gemacht:
die links gerichtet, eingerenkt,
sie in das raster hochgeschwenkt,
was gestern abend unversöhnlich,
>(ich nahm das ganze fast persönlich -
es kostete mich teure stunden,
das sage ich euch unumwunden,
das nervt, das ödet, ist ein mist,
der kaum zu überbieten ist)<
ist heute sittsam eingereiht,
mit neuem out-fit, neuem kleid,
nur diese zeilen strotzen müde,
von alt-gebacknem reimgefüge,
bei so viel ärger, sorry, ach,
ward's hirn mir matschig
und gab.... nach....
...

Sonntag, 23. Oktober 2011

Frank Baker und F.-Th. B. - ein beeindruckendes musikalisches Experiment, das mich begeistert!


(2010) OCIRAA - ELEVEN

VERZWEIFLUNG


...nichts wird so, wie ich es mir wünsche... blogger blogged mich und foppt mich
und macht mit sich was es mag, ohne, dass ich darauf einen einfluss zu haben scheine... das treibt mich in die oben angesprochene verzweiflung, habe ich doch nun schon zwei stunden damit zugebracht hier eine neue - befriedigende - mich befriedigende lösung für dieses wirrwarr zu finden. ach....

Freitag, 21. Oktober 2011

Bloggerschaden

...aus einem mir nicht erfindlichen Grund hatte sich meine gesamte
Blog-Seite verschoben und durch einen falschen Klick sind leider alle meine wichtigen Formatierungen weg - verschwunden.

Das ist ein bedauerlicher Zustand. Wenn ich Zeit habe, werde ich versuchen, den
alten Blog wieder einigermaßen herzustellen...

 Was ein Jammer.... vor allem "hinaus-geschmissene" Zeit!!!

Freitag, 14. Oktober 2011

Manfred Evertz Gemälde


..das ist ein unglaublich ausdrucksstarkes gemälde. die trennlinie von unten und oben, die, erstaunlicherweise den verletzten körper im unteren bereich zeigt, nach oben wieder die maske und die weiße haut am muskulösen (frauen?)körper... zerrissen der leib, die hände zu krallen im kampf gegen das untier... die schlange, die sich mächtig wehrt... wie groß sie ist... mit aller gewalt wird sie nach unten gedrückt, soll sie verborgen werden? wäre ein auftauchen eine art demaskierung? auch wenn der kampf den eigenen körper, vielleicht auch die seele verstümmelt, alles muss verborgen bleiben...
es ist das im verborgenen bis zum herausschälen der blutgefäße ausgelebte ich, das sich nicht outen darf, nicht kann, es kämpft an, die schlange, als sinnbild der verwerflichkeit, der verbotenen triebe, wird hinuntergedrückt, darf sich nicht an der oberfläche zeigen: oben ist das gesicht mit der maske, das (und das ist jetzt meine weitere interpretation) das also nach hinten schaut, eigentlich prüfend, ein wenig innehaltend = genau ins auge des betrachters. als wolle er sich vergewissern, ob wir auch nichts mitbekommen von seinem kampf im untergrund... und wie er krampfhaft die schlange nach unten drückt. ein bild, das sich endlos weiter interpretieren lässt.... 

Montag, 10. Oktober 2011

Gemälde von Manfred Evertz - fama - das gerücht



gemälde: Manfred Evertz 2011
________________________

.



fama – das gerücht

pellt dir die haut vom leibe

reißt dich in stücke
.
nichts ist heilig

sie geifern dir hinterher

mit feuchten lippen

.
die augen glänzen

speit ihr mund worte um wort

heraus wie gewürm

.
lüstern ihr sehen

die gier ist nicht zu stillen

bis du zerbrochen

.
wahrheit ertasten?

sie sonnen sich in der not

sind taub für den schmerz

.
komm, hör mir jetzt zu

kind, nimm dich bei deiner hand,

geh aus dem elend...

.
entziehe dich schnell,

so schnell du nur kannst, eile,

und atme langsam...
.
dann, richte dich auf,

übe den stolzesten blick,

strafe sie lügen...

.
im schönsten kleide

den kopf erhoben gehst du

gelassen lächelnd...
.
dann wirst du siegen

wenn am panzer deiner macht

ihre gier zerschellt....




.

Samstag, 8. Oktober 2011

...Ob es nicht besser wäre nach Süden aufzubrechen

...oh, könnten wir nach süden aufbrechen und dem dunkel entfliehen...

...füllt sich das herz mit toten?
dann lass mich mit dir leiden.

denn auch in meinem wiegen sie schwer,
als müsst es die wände sprengen,
als zögen sie stunde um stunde mich in das dunkel.

noch rieche ich seinen duft,
betörend jung und schön,
noch ist mir der anderen wort im ohr
und streicht mir die hand übers haar.
noch hör ich des nächsten atem so schwer,
wie er röchelt und flüstert: ich sehe das licht.
noch kreischt die ferne durchs telefon:
hör, ich weiß, ich muss sterben, und du?
du lebst weiter, ja du!
noch seh ich die freundin liegen im sarg
am frostkalten tag, elend verreckt,
weil verlassen in tief-schwarzer nacht,
als der krebs sie trieb durch die straßen
und sie fand nicht den weg...
noch hör ich das elende krächzen der nächsten,
die sagt': morgen gehe ich heim, morgen,
da stehe ich auf, morgen!
und stirbt in der nacht.
noch seh ich das lächeln des nachbarn,
der sagte humorvoll: geht’s mir nicht gut?
musste wohl erst liegen und sterben,
um dich vor mir knien zu sehen...

ich weiß, die meinen nimmt mir das leben,
nimmt mir das schicksal, die krankheit, der tod.
nimmt sie und lässt mich allein mit den stimmen,
dem lächeln, dem streicheln, dem röcheln,
dem krächzen, dem gruß, der umarmung, der letzten.
lässt mich allein, sitzen und lauschen.

...und dann spür ich das herz,
da drinnen, wie es sich weitet und schwer wird,
wie es brennt und sich wehrt.
will nicht annehmen, will nicht verstehen,
will nicht den ganz normalen gang dieser leben
um mein gezirkeltes zentrum der welt
gelassen ertragen...

wer nur hat sich das ausgedacht?
wer treibt den motor, der im zickzack
im trudelstrudel die welt torkeln lässt,
das leben verstrickt und zerhackt,
auflöst und trennt, ohne rücksicht,
ohne gnade und ohne verstand?

wer nur....

lausche ich den stimmen,
versuche ich das humorvolle lächeln des einen
mir hervorzuholen, und erfühle
die hand der anderen auf meinem haar...
und glaube inniglich dem, der sagte,
er sähe licht!

sie lasse ich wachsen, in meinem herzen,
und verschmelzen mit all meiner sehnsucht
nach dem duft des jungen, der voller vergangenheit war,
aber die ganze zukunft
so gänzlich unberührt und weit
vor sich hatte.

und ertaste das blau des himmels
hinter den wolken...

© by Gabriele Brunsch

Donnerstag, 29. September 2011

Herbst in Venedig

VENEDIG III


im schattenreich der herbstzeit dämmern jetzt die molen
die plastikflaschen torkeln schlagend rhythmisch an die wand
aus einem fenster schwappt musik und sackt verstohlen
hinein ins wasserklatschen, mischt das klanggewand.

die falter wappnen sich mit matten engelsflügeln,
und narren kinder hinter hochgereckten Scheiben,
ihr pochen lichtgelockt, der augen schmelz zu zügeln,
wenn wild-durchzuckt vom bildschirm blaue Flirrer treiben.

verlorne orte wären sie die dunklen kammern,
herrschte nicht tagtraum, dieses lässige begehren,
das blättert aus dem putz in monotonem jammern,
jahrausjahrein, und kann sich nicht verzehren...

die barke überfüllt, sie gleitet sacht im dunkeln.
touristen saugen lächelnd ihre atmosphäre,
des alten fährmanns wut, sie murmelt sich ins leere.
des schönen auge an der reling hält ein funkeln.

ein duft von blüten in der nacht, wo ist der garten?
dort hinter säulen, ach, aus glattgeschliffenem gestein.
ein ruf und sie erkennt den mann, jetzt wird sie warten.
in schwarze flucht drängt er sie lustverführt hinein.

des latin lovers atem trifft auf ihr verlangen,
ist’s hunger, gier, ein lange unerfülltes sehnen?
zu forsch sein tasten, lippenspiel auf mund und wangen,
das wilde sprachgewirr verhaspelt wort und tränen. 

die grobe ungeduld, das drängen sind ihr lästig,
sie stößt ihn weg, passanten bleiben stehn: er flieht.
die schamesröte, heiße glut, ihr atem hastig,
ob man die schmach am schwanken ihrer knie sieht?

betroffen gleiten ihre blicke steil nach oben
der schmutz des lichts verprellt den himmel flusiggelb,
das sternenzelt ist hinter watteweich verschoben
an feucht-durchtränktem stein atmet die welt.

versprenkelt schlendern die touristen über plätze,
sie plaudern, kuscheln arm in arm sich aneinander,
genießen ihre stunden fern der alltagshetze
und scheinen mitternächtlich nur im kreis zu wandern.

schon schleicht ein nebelhauch herauf aus den kanälen,
tavernen löschen langsam ihre warmen kerzen,
im fremden bette wird sie liegen, schäfchen zählen
mit diesem gallebittren stachel tief im herzen....

.

Samstag, 24. September 2011

Ode an den Herbst

 

Ode an den Herbst

Wieder geht mir der Tag flöten,
und die Musik  rauscht in der Stille...
da, Stimmen, ganz dünn,
ich versteh nichts.
Raus, nichts wie raus,
mein Gabrten ein gelb-brauner See.
Dort wo mein Tritt kaum hinkommt
raschelt der Igel, baut sich
ein Winterloch im Blätterberg,
den derWind hintreibt, täglich mehr.
Da bin ich noch
und wieder ein Herbst,
so ein satter, der nicht nachgibt
und nach mir schlägt mit seinen Farben,
reißt mich am Knöchel und schreit.
Ach, und allem Bemühen zum Trotz -
bleibt mir ganz bescheiden nur -
die Sehnsucht - die nach dem Lied.
Hör, diese Ode nun schreib ich dem Herbst,
weil er mich wieder mal jagt,
so wie das erste mal,
als ich ihn völlig bemerkte,
als er hineinsichtropfenließ in mein Herz...
Und mit dem Sommer, der groß war,
und den Sonnenuhren auf den Fluren
und den Winden halt ich Einkehr
und zieh sie immer von Neuem
durch meine Seele, jahraus-jahrein,
wenns kühler wird, und gelber und brauner
und Todesduft nebelt am Abend.
Du, bleib ruhig, das ist meine Ode,
die kannst ums Verrecken nicht leiden,
ich weiß.
Der Kran am Waldrand macht mich mürbe,
weil ich, wenns Frühling ist,
den Bergsaum nimmermehr sehn kann, ach,
denn da baun sie Häuser hin und dann
ist alles weg.
Wie soll ich denn dann und wann
durch welche Wiese gehn,
wenn keine mehr da ist?
Selbst wenn in Gedanken ich gerne
leicht wie der Wind durch ihre Binsen mich stehle,
geht das nicht mehr.
Es ist zum Heulen.
Na, und dann wird halt geheult - inwendig,
wie ich schon Hundertemale geheult hab,
und denk
ab jetzt niemals mehr.
Und wieder singt mir der Herbst
so ein gelb-braunes Lied in der Birke.
Die Birke, die kindlich mir winkt,
wie eine Tänzerin mit manieriertem Schritt
nachmimt die Jugendzeit.
Schau und das Kind hüpft grad so
wie ich damals durchs Gewirr von Blättern
und jubelt, so als wär es der erste Herbst,
der da ist, und das erste
Jahr das sich neigt, und das ist gut.
Weil doch die Hoffnung niemals versiegt,
gehe auch ich noch, zaghafter jetzt,
doch trotzig und halte mich hoch.
Weil doch die Hoffnung,
das Rinnsal ,
immer noch blöfft.

Ich rechne nicht ab,
wie und womit soll ichs denn tun,
wenn doch alles,
immer nur wieder zurückfällt auf mich,
und wegrennen gilt nicht.
Ja, diesem fränkischen Herbst sing ich mein Lied,
der mein Leben begleitet
wie der Zuckersaft auf der Haut,
wenn du Trauben klaust, so gut ist er,
so würzig, so süß, und klebt.
Er ist ein besonderer,
denn das Grinsen des Winzers
und das seiner Frau
scheint dir aus Dürers Bildern vertraut
und dann erwischst du zuviel vom ganz jungen Wein,
der brausend das Glas dir füllt,
und dann gehts dir schlecht.
Und es scheint, als grinsten sie alle herüber,
als wüssten sie alle von deinem Schicksal,
und es gab doch nicht einmal Tote,
nur so' n paar Schrammen an deiner Seele,
und wer hat die nicht?
Ach, lass dich verführen, du lieblicher Herbstduft,
geh ein paar Schritte
mit mir durch die Nacht, kalt ist’s,
doch du bist mein Bruder,
weil ich doch sonst nirgendwo einen hab.
© Gabriele Brunsch, 1996

Donnerstag, 22. September 2011

ERIK SATIE

  

 .
...teil meines lebens-klang-raums... 

weit ausgefüllt in meiner brust in meinem kopf

abgetastet bis an die ränder der tag-und-nacht-welt

schluchzend und ahnungsvoll
.

Donnerstag, 8. September 2011

das kind

.





komm, große welt, sei amme mir 
mit deinem tag und deiner nacht
und nähre mich an deinem leib,
gib wort-frucht mir von deiner pracht,
still meinen durst an deinen bilder-quellen.
lass aus dem urgrund deines seins mich trinken,
ins weiche fleisch der musen lass mich sinken,
und wiegen mich im wellen-bad der phantasie.
ich schenkte kleine texte dir zum bunten zeitvertreib.
dies kind zu sein, das ende nie...




.

Samstag, 3. September 2011

M Ä R C H E N

märchen

tief drin im märchenhaften wald,
tief drinnen in der märchenwelt
da wohnt ein märchenhaftes kind,
prinzesschen fein, prinzesschen klein,
wer mag das schöne mädchen sein?
im märchenwald ein märchenschloss,
im märchenland ein märchenkind,
sein haar das fliegt im märchenwind,
prinzesschen fein ist so allein,
so viele tränen sie vergoss,
will nicht alleine sein....
da kommt der große märchenprinz
auf seinem hohen märchenross,
zum märchenwald mit märchenschloss,
er sieht das mädchen in dem wald,
und denkt, was ist der wald so kalt,
der wind der spielt mit ihrem haar,
so märchenhaft und wunderbar,
der märchenprinz verspürt den drang,
das kindchen schaut ihn an so bang,
was machst du kindlein so allein,
will lieben dich und herzen fein,
werd dir ein feiner liebster sein
er drückt das kind, das kind wird rot
und drückt das kleine kindlein tot....

© gabriele brunsch fwg-mh

Samstag, 27. August 2011

.







requiem

düsterste klänge

ausgeliefert, schutzlos, allein...

während die tränen strömen

katharsis




.

Freitag, 26. August 2011

erlauschtes gespräch

erlauschtes gespräch


die gegenwart ist ein fiebertraum, sagt sie,
grad in der umkleide mit ihm die glut
und dann diese nachricht:
erdbeben in japan, der helle wahnsinn.
die welt verschwimmt hinter milchglas,
echt tragisch, wenn’s echt ist, mein ich.
aber in meinem fall sind es zuckersüße scheiben,
für den stunt beim dreh auf dem set,
wenn das künstliche erdbeben,
die rüttelmaschine unter dem zimmer,
alles ins wanken bringt.
dann bersten die fenster, die türen, die wände.
wär viel zu teuer, wenn ich die szene verpatze.

jetzt kichert sie und schweigt einen moment,
als denke sie nach.

omg, das wäre echt blöd, wenn ich, z.b.,
im falschen moment erschrecke, hochfahre,
rumgestikuliere und losheule,
sie müssten alles noch einmal aufbauen,
noch einmal drehen,
was für ein aufwand ...