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Montag, 29. Oktober 2012

Windfänger

und andere Begegnungen


eine wunderschöne Sammlung moderner Lyrik


Montag, 15. Oktober 2012

Papiertheater-Kitzingen - das besondere Erlebnis

Einmal etwas ganz besonderes aus meinem anderen Wirkungskreis.

Zwei Frauen, zwei ganz unterschiedlich gearbeitete Bühnen - ein großes Repertoire auf beiden Bühnen.
Gabriele Brunsch: "Der blaue Schleier" Helga Kelber: "Anderwelt" (s. Foto)

Die Art, wie die Papiertheater-Kitzingen ihre Inszenierungen machen, erschafft, im ureigensten Wagnerischen Sinne, ein Gesamtkunstwerk.

Dieser Artikel erschien in der Mainpost in Unterfranken am 2. Oktober 2012 und hat ein großes Echo hervorgerufen.




Ein Sturm fegt über das Meer. Die Segel des Schiffes glühen, das Meer tobt und rollt. Der Fliegende Holländer ist, getrieben von seinem Fluch, auf dem Weg zu Senta . . .

Mucksmäuschenstill kauern die Zuschauer auf den 25 blauen Stühlen, die im kleinen Zuschauerraum des Papiertheaters in der Kitzinger Grabkirchgasse aufgestellt sind. Gebannt blicken sie auf die Märchenwelt, die sich auf der Miniaturbühne vor ihren Augen auftut. Seit der Vorhang hochgezogen worden ist, begleiten Licht- und Toneffekte die Szene. Aufwendig gefertigte Kulissen verdichten die Handlung, sorgen für Hochspannung und Atmosphäre. Die handelnden Personen, unter anderem Vater Daland, Tochter Senta und der Holländer, bewegen sich eigenwillig vor und zurück, hin und her. Immer wieder wechselt die Szene, vom Meeresstrand, wo ein Lagerfeuer flackert, zur Spinnstube, in der der Holländer mit Sentas Vater verhandelt, während der verliebte Eric hinter einem Kachelofen lauscht, bis das Unheil seinen dramatischen Verlauf nimmt.

„Papiertheater gibt es seit Beginn des 19. Jahrhunderts“, erzählt Gabriele Brunsch, eine der beiden Initiatorinnen des Theater-Kleinods, das in einem historischen Haus in Kitzingen ein Dach über dem Kopf gefunden hat. Ganz früher lebten dort Beginen, Mitglieder eines weltlichen Frauenordens. Seit 2003 leistet sich das Städtchen am Main ein Papiertheater hinter den dicken Mauern.

„Weil das echte Theater ausschließlich der privilegierten Schicht, dem Adel, vorbehalten war, hat sich das Großbürgertum besonnen und sein eigenes Theater fürs häusliche Wohnzimmer geschaffen“, ergänzt Theater-Partnerin und Brunsch-Freundin Helga Kelber. Zur Erbauung der Familie, vornehmlich der Erwachsenen, ergötzten sich Vater, Mutter, Onkel, Tante an den Dramen der Klassik, und sicher schlich sich so manches Kind im Schutz der Dunkelheit in den einen oder anderen Theaterabend.

Dem Spiel voraus gingen Bastelabende, bis die gerade erwachende Industrie die Marktlücke entdeckte und große Bögen bedruckte. So konnten die Bürger der Biedermeierzeit, die eine eigene Bilderbogenkultur entwickelte, die wichtigsten Figuren aus zeitgenössischen Opern und Schauspielen in Schwarz-Weiß erwerben und sie in liebevoller Kleinarbeit selbst bemalen. Mit Einsetzen der Farblithografie gab es neben Text- und Musikheften die Bögen in Farbe und in unterschiedlichsten Varianten zu kaufen, Goethes Faust nebst Mephisto ebenso wie Shakespeares Hamlet oder das Käthchen von Heilbronn aus der Feder des Herrn von Kleist.

Die Begeisterung der beiden pensionierten Lehrerinnen für ihr arbeitsintensives Hobby hängt auch nach der Vorstellung noch im Raum, der Chor der Mädchen aus der Spinnstube klingt nach. Plakate und Bildtafeln an den Wänden machen Lust, auch die anderen angekündigten Produktionen zu besuchen. Denn Gabriele Brunsch und Helga Kelber sind unermüdlich damit beschäftigt, ihrer Kreativität und Fantasie freien Lauf zu lassen. Jede von ihnen entwirft ihr eigenes Stück für ihre Bühne, die doppelt so groß ist wie die historischen Guckkästen. Das können neu erfundene Texte sein, aber auch umgeschriebene Märchen und Sagen. Text, Figuren, Requisiten, Bühnenentwurf, Musikauswahl, Erzählung, Dramaturgie et cetera – alles ist jeweils von einer Frau selbstständig erarbeitet und auf eine CD gebannt, auf die Musik, eingesprochene Texte und Licht aufgespielt sind. „Wir haben schon genug zu tun mit den Figuren, da können wir nicht auch noch sprechen“, schmunzeln die beiden in stilgerechtes Schwarz gekleideten Frauen.

„Schon im Entstehungsprozess müssen sich Kulisse, Dramaturgie, Beleuchtung und Tontechnik im Kopf zusammenfügen“, ergänzt Gabriele Brunsch. Und Helga Kelber fügt an: „Wenn ich die Augen meiner Figuren ausmale, werden sie lebendig, treten sie mit mir in einen Dialog.“ Sie strahlt vor Begeisterung.

Vom ersten Gedanken an eine neue Produktion bis zur Fertigstellung vergehen zweieinhalb Jahre. Beim Spielen allerdings sind beide aufeinander angewiesen. In Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ müssen schließlich 14 Englein gleichzeitig bewegt werden. Das Libretto der bis heute häufig gespielten Oper schrieb die Schwester des Komponisten, die 1858 geborene Schriftstellerin Adelheid Wette, eine geraume Zeit vor der Vertonung. Es war jahrelang gern gespielte Vorlage für das Papiertheater.

Das Kitzinger Papiertheater ist die einzige regelmäßig bespielte Bühne in Süddeutschland und kann auch für häusliche Aufführungen gebucht werden. Denn dieses Gesamtkunstwerk scheint eine Renaissance zu erleben und immer mehr Freunde zu gewinnen. Die zehn bis 15 Zentimeter großen Figuren bezaubern und entführen in eine ganz eigene Welt.

Das Kitzinger Papiertheater gastiert vom 5. bis 8. Oktober mit dem Hauff-Märchen „Kalif Storch“ bei der Fine A.R.T.S. im Würzburger Kulturspeicher.


Von unserer Mitarbeiterin Ursula Düring

Freitag, 12. Oktober 2012

haben oder sein

***


haben oder sein

heute rief mich eine cousine an und fragte,
wie ich mich fühlte,
ich sagte, ich fühle mich sehr gut, und lachte.
das machte sie unruhig,
wie kannst du dich denn ruhig fühlen,
bei allem, was du erlebt hast?
ich antwortete, genau deshalb,
weil ich es erlebt habe, verstehst du?
ich weiß, was heiß ist und kalt,
ich kenne den hass und die liebe,
ich kenne die rachsucht und das wohlwollen,
ich kenne das lächeln und die fratze,
ich kenne den übermut und die bescheidenheit,
ich kenne den überfluss und die kargheit,
ich kenne das licht und das dunkel,
den erdigen duft des frühlings
und den süßen geruch vom herbst.
und den von der schneeluft auch,
die nach dem eisregen kommt...
ich kenne die glut,
deren schlieren auf dem asphalt
zu einer blaugelben fata morgana werden,
die einen wassertanz tanzt
nach der musik des sommers,
bis dir der atem stockt
und du meinst du wirst aufhören zu sein...
jetzt freue ich mich über deinen anruf,
sagte ich, nachher werde ich
einige nachrichtenclips von reuters,
cnn und bbc anschauen,
mich über den stand der welt informieren,
ereigniswelten - die welt meiner wahl...
noch sind wir im jetzt,
noch haben sie nicht
orwells sperrklausel gesetzt,
aber lang ist es nicht mehr,
(ich arbeite drum kann ich leben,
was für ein satz)
lass doch mal alle vermeintlich betrogenen
loslaufen und ihr recht einfordern –
mord und todschlag wird es geben –
schrie die unke und packte ihre erfahrung
beim schopf und lachte...
gleich werde ich mir mein buch
über die quantenmechanik
und ihre auswirkung
auf unsere moderne welt reinziehen
und zum wiederholten mal über
schrödingers katze nachdenken,
die in einer kiste hockt und
entweder lebt oder nicht,
wenn ich sie aufmach, die kiste,
so ein scheiß.
bei mir lebt sie immer,
bei mir ist sie vital, weil ich das so will!
versteht Ihr das endlich?
(ich hätte sie nicht reingetan, meine katze,
in schrödingers experiment,
niemals, niemals, niemals!)
ich liebe doch meine katze, was soll das...
so geht die logik dahin
mit einem experiment, das, von in quanten
dahin springenden teilchen abhängt,
die meine wohlige gegenwart befremden
und mir rein experimentell
meine katze bedrohen,
so geht das nicht, Dr. S.!
reinstecken, aussetzen, da liegt sie dann,
die arme logik, im kasten drin.
macht er ihn auf... was ist dann...
ist es dann aus und vorbei mit der logik?
oder verflüchtigt sich alles
was logisch erscheint und ist weg?
doch spaß beiseite:
nachher füttere ich
meine katze und schaue
zum fenster hinaus und
lausche dem wilden spiel der kinder,
den kindern der nachbarn,
und sie werden die sein,
die irgendwann lauschen,
und still werden, wenn’s abend wird...
jetzt schwirren sie aber
wie nicht ortbare teilchen herum,
deren bewegung keiner fesseln kann,
so wie der wind und der duft,
der nicht vorhersehbar ist
und genauso wirr und nicht greifbar ist,
wie der unerklärliche augenblick,
den niemand mathematisch erfassen kann...
(denn die welt ist schrödingers kiste)
wenn im gewölbe dieser welt,
dort, wo es nach leben duftet,
ein klang entsteht...

© by Gabriele Brunsch 2009


***

christbaumschmuck



***



am ast dort baumelt noch das rote herz,
vergessen aus der stillen zeit,
ein herz aus glas, das leise spricht, 
wenn wind sich in den zweigen bricht,
der frühlingsregen spritzte weit,
der sommersturm zerbrach es nicht,
es plauderte mit hellem klang
ein lügenmärchen zum verführen:
„ich wärme dich, ich wärme dich,
wer will, kann meine wärme spüren!“
jetzt ist der sanfte glanz dahin,
das rot behaucht von grünem grau,
herbstnebel sprühen kalten tau...
was wird das alte herz uns leihen
wenn es erstarrt im weißen glast
zur winternacht am kahlen ast?
kann es der welt verzeihen? 


© Gabriele Brunsch




***

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Erziehung - was mir Erfahrung flüstert...


*  *  * 

"Erziehung allein macht uns nicht

zu dem was wir sind!

Wir sind von allem Anfang an schon!"


*  *  *  

Dienstag, 2. Oktober 2012

Endlichkeit


***

so wird es sein:

kein stern 
im fernen universum,
ganz einfach nur, 
im kleinen hier
ein wenig energie, 
mate-ri-al,
ein häufchen ETWAS,
asche, mag schon sein,
vielleicht auch erde
das wär fein,
dann hätten würmer 
oder winzigkleine 
orga-nismen
sich schon gelabt an dir,
und weit getragen
den fahlen, weichen leib. 
doch nicht zum zeitvertreib.

und bleibt da was?
bleibt denn die seele
dieses anfällige gebilde
aus leben, liebe, wut, 
aus freundlichkeit 
aus gram, aus leid und hass?
wo bleibt denn das?

hörst du den schrei, 
der durch das universum hallt....
und schallt und schallt
und hallt und schallt?

dort ist es kalt.
ein nichts ist dort
an jenem  ort
doch hier -
hier ruht sie
deine sanfte glut
so energiegeladen
das bist du...
komm, lass sie zu
die endlichkeit.

die bitternis,
die bitternis,
sie ist des menschen
psycho-riss...

***