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DIESES BLOG WIRD ARCHIVIERT vom DEUTSCHEN LITERATUR ARCHIV MARBACH

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Donnerstag, 30. Dezember 2010

ich setzt die schritte neu, und ging...



die felder, wälder weiß gestillt
mit dieser dicken kalten schicht,
sie sprachen nicht, sie klagten nicht,
ein endlos schweigen in dem licht...
.
der himmel fließt lichtblau vereist,
so makellos, so rein so klar,
kein vogel stiebt ins firmament,
mir ist der tag so sonderbar.
.
bin ganz in weiß hineingetaucht,
betäubt vom rausch in weiß und blau,
spurlos der schnee, ein endlos weiß,
ein weiß, das nichts von grenzen weiß.
.
es stößt an himmel wolkenlos,
verschwimmt mit diesem satten blau,
ermattet bleib ich zitternd stehn,
und flüster, schau nur, schau...
.
das weiß veratmet winterduft,
ein eisig-weißes lichtgespinst,
das tief im damals sich verfängt
und mir ein bild der kindheit schenkt...
.
die spur ist da, ein faden nur,
seiden und weiß im weißen feld,
ich nehm ihn auf, und geh ihm nach,
geblendet von der andren welt...
.
die felder, wälder neu erwacht
vom schlaf in frostig-kalter schicht,
sie rufen, singen, locken mich,
benommen folg ich dieser pracht...

.

Freitag, 24. Dezember 2010

...s’ist eisig, eisig, bitterlich

.
...s’ist eisig, eisig, bitterlich
wind treibt den schnee wie gischt.
ins weißlich grau der himmel mischt
ein seltsam-seltsam glitzerlicht,
das mischt sich in die weiße gischt,
spricht flüsternd, wär ich weihnachtlich,
so bitter wär die kälte nicht,
so eisig wär sie nicht...!


ich bitt hinein ins weiße licht,
das sich so seltsam gräulich mischt,
schick mir von deinem zauberlicht,
weil’s mir ganz tief im herzen sticht,
sei weihnachtlich, sei weihnachtlich,
so bitter wär die kälte nicht,
so eisig wär sie nicht...!


die eisig fahle weiße schicht,
(wind treibt den schnee wie gischt)
sich grau mit schwärzlich-grau vermischt.
erst zaghaft gleist das glitzerlicht,
dann diamanten eisiglich,
nur kalt, nur kalt, nicht weihnachtlich,
nicht wärmt der schein,
er schimmert nicht,
muss bitter kalt, muss eisig sein...

.

Mittwoch, 22. Dezember 2010


im auge des sturms
ist stille ohne gleichen
stimmlippen beben

in the eye of storm
there is nothing but silence
vocal folds quiver

.

Samstag, 18. Dezember 2010

.

eingeschnürt
die gedanken und die begierden
und das herz, das schwache,
zurechtgewiesen.
siehst du, wie er tief hängt,
der nebel, der rauch,
über den dächern,
und der atem geht schwer.

hier ist es so dunkel, jetzt.

draußen und drinnen so dunkel.

aber die tage glänzen dahin,
vergoldet.
wie nur kann ich die stunde ertragen...


.

Dienstag, 14. Dezember 2010

beauty in decay - Schönheit im Verfall

.






find


beauty


in decay





.
schönheit im verfall finden

Samstag, 11. Dezember 2010

.






menschenbilder

die schönheit der eiskristalle








.

Freitag, 10. Dezember 2010

ein wehmütiger fluchtgesang


...an dıesem punkt, hör zu,
da kam der tod...

so unerwartet, kam,

(dıe würfel warn gefallen)
und rıss den punkt
und riss dıe welt,
(so feın gebaut, so feın geplant,
so feın gedacht, so feın gemacht)
ganz eınfach ab...

zerrıssne welt,

des irrsinns opfergeld,
ist abgerıssen,
wıe eın bild,
kalenderblatt,
herzblatt,
herzblut,
lebensader,
lebensglut,
rıss alles hın,
den strom,
ımpuls,
lebendıg lustıg lıcht,
versıckert,
trost ıst nıcht,
nur leıdgeflüster,
leıdgeraune,
leıdgeschluchze,
leıdgeseufze,
leıdgejammer,
schmerzensschreıe...

was vermag die peın zu stıllen,

wer baut brücken hın zum atemhauch,
dem blick, dem süssen kuss,
dem allerletzten wort,
dem klang der schrıtte...

...so kalt lıegt sonne auf der haut...



.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

.



heimweg

im dekolleté

die wassertropfen



.

Dienstag, 7. Dezember 2010

rückblick

.

weißt du, wie es war, liebster,

als wir des fliegens noch mächtig?
über die grenzen des ichs
ging es dahin,
schiffen gleich
die sich im licht des himmels
verschwindend
auflösen
und entziehn dem verharrenden blick...

der schweiß der pferde
war uns so fern
wie das keuchen der träger
und das knarren der tür,
die sich hinschiebt
über das gedächtnis der zeit.

winterlich schenken wir jetzt,
gefällt vor dem baum der erkenntnis,
einander nur zaghafte blicke
und weinen uns zu wie zecher,
die das grauen des morgens vereint.
so matt ist die seele...

wo, wenn schnee fällt

und frost die halme zersplittert,
ist jetzt die mutter, die mir den bratapfel füllt
- mit süßen rosinen -
und mich dann anschaut und lächelt,
wenn ich ihn esse, im warmen,
ich, das verlorene kind.


(aus meinem fundus der 80iger jahre)


Sonntag, 5. Dezember 2010

wandlung

.



Schlittenfahrt-

plötzlich im eisigen Hauch

glühende Wandlung


12. 01. 2009
.

...im LUXARIUM eine empfehlenswerte diskussion,
die das ringen um haiku recht gut dokumentiert...


.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

WANDLUNG

WANDLUNG

Das Jetzt, Klang aus gläsernem Eis,
schmerzt, wenn die Sonne kommt,
tausendfach funkelnd, in eisblauer Luft.

Froststarr und weißgestäubt die Welt.
Stimmen von Licht flüstert der Raureif,
Eissaiten, weißblauer Duft.

Ohne Schlitten flieg ich dahin,
kein Schatten im Schnee,
windstill im Eiseshauch.

Glasklarer Glanz
und Luft und Licht
durchfluten mich.

...und schmerzhaft reißt die Lippe auf,
die blanke Träne zerrt am Lid...

Der klargespannte Augenblick,
zersplittert das Gespinst aus Zeit!

Geweiht ist er!

Ist er geweiht?

Ins Eislicht gnadenlos getaucht,
erfroren fast, die Sinne weit,
bin ich, das Opfer, taumelnd, atemlos,
durchglüht, durchpulst, Sekundensprung,
im Feuerkäfig der Erinnerung.

Wo keine Kälteschmerzen sind,
bin staunend ich noch einmal Kind...

Das Handy schreit.




erste version 1972 - letzte 1998

Mittwoch, 1. Dezember 2010




geblendet

im frostblauen licht lauschst du

den liedern der eiskinder

.

Dienstag, 30. November 2010

Donnerstag, 25. November 2010

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vom atem getaut

eiskristalle fingerbreit -

ein leichenwagen...


als zöge der frost herein


tastet die hand nach dem schal




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Sonntag, 21. November 2010

novemberblues... von veredit - siehe dort

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grau in grau greift nach dem wald novemberblues



veredit


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Samstag, 20. November 2010

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die nacht im schraubstock

auf meiner decke

mein kätzchen schnurrt



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Montag, 15. November 2010

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deutschland von oben

god's deep breath between dances

just a leap from now...



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...mein bescheidener Beitrag zu Hans-Jürgen Goehrungs Haiku - siehe dort

.


schnürdelregen

klick-klick - klick-klack

singen die stricknadeln



.
.


matt der himmel

atmen im novemberfön

so langsam ihr gang...


.

Mittwoch, 10. November 2010

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kartoffelfeuer

die augen der kinder

hinter dem fenster




autumn fire

the children's eyes

behind the window



.


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Montag, 8. November 2010

M U S I K



Musik

Ohne Unterlass
plätschern die Tropfen vom Dach
Wasserklanglieder

Wasserklanglieder
tönen - Singsang monoton
Auftakt und Ende

Auftakt und Ende
nur dieses eine: Plitsch - Platsch
zögernd und mutig

Zögernd und mutig:
Lustvoll saugende Phrase -
mit heftigem Tusch

Mit heftigem Tusch
beginnt der Sturm den Wirbel
zerreißt das Motiv

Zerreißt das Motiv
trommelt mit krachendem Schlag
schnarrt in den Balken

Schnarrt in den Balken,
säuselt in Winkeln und Dach
in Variation

In Variation
mischen sich Regen und Sturm
Ganz ohne Pausen

Ganz ohne Pausen
Singsang und Trommeln und Tusch
Wasserklanglieder

Wasserklanglieder
plätschern die Tropfen vom Dach
ohne Unterlass



2008
.

Sonntag, 7. November 2010

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im bratwursthäusl

hinter dem fettdunst

ihr müder blick




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Freitag, 5. November 2010



die alte zeichnung

auf pappe hingehuscht

...zurückdrehn die zeit...



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Mittwoch, 3. November 2010

FRIEDHOF OBERNBREIT


blatt um blatt wortlose zeugen





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Dienstag, 2. November 2010

Haikuwerkstatt

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ein schwebendes blatt versponnen im altweibersommer





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...erarbeitet in Haikuwerkstatt - http://www.haiku.de

Sonntag, 31. Oktober 2010

HABE LEIDER ZU SPÄT EINGEREICHT ...

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mit wildem toben

hüpfen sie durchs blättermeer

gold in den haaren



KUKAI 2010 siehe dort


.
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graue straße

das alte gesicht

voller sommersprossen



.

Freitag, 29. Oktober 2010

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es purzeln worte

zuhauf aus dem farbenspiel

...sind sie es wohl wert?


.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

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ts - ts - ts - schau nur -

ein meer von blättern im hof

- wer will das wissen? -


.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

...zum haiku

@ralf

lieber ralf,

du, dessen haiku ich so schätze,

du, dessen verse ich lange kenne

und dessen kunst ich gerne benenne...

ach, ja, ich weiß, ich weiß...


meinen ersten echten haiku, vom jap. ins deutsche übertragene kunstwerkchen mit kigo, durch und durch natur, natur, natur, bin ich etwa vor 45 jahren begegnet. ich schrieb von da ab ganz für mich (wer mag sie zählen?) in anlehnung an die japanische lit. tradition haiku, bis ich ihrer leid wurde und sie - wiederum ganz für mich im schema 5/7/5, jedoch als sinnsprüche (non-haiku) umwandelte.

nun, meine beschäftigung mit der haikugemeinde im netz, die ihre eigenen wichtigen gesetze kennt, die je nach laune und persönlicher macht und masche, das eine akzeptiert, das andere verstößt, hat aufhorchen lassen, lernen lassen, staunen lassen, mich erneut am kigo freuen lassen und meine beschäftigung mit haiku-haiku wieder erblühen lassen...

die welt ist voller haiku.


beim lesen spürt man, wo sich der autor gebildet hat, wenn man weltweit liest, oder ob es originär ist, ob es zaubrisch leicht und angenehm daherkommt, oder bemüht konstruiert schwerfällig... das eine muss nicht unbedingt neu sein, das andere nicht unbedingt schlecht.


man wird jedoch selbst vorsichtig, wenn man in der übersetzungstradition vom jap. zum deutschen oder englischen zwischen den sprachen
vergleicht und forscht, wie sich urplötzlich übersetzungsfehler oder interpretationskonstrukte als poetologisch scheinbar sicheres material festfressen und eine ganze generation von dichtern (aber ist ein haiku-schreiber ein dichter???) sprachkastratverslein zu produzieren beginnt, ohne das tun mutig zu hinterfragen.


doch sorry, das geht gar nicht, weil es ja die päbste gibt, die einem genau sagen, was und wie ein haiku ist und wie es nur sein darf... und es werden abhandlungen verfasst, und gesetze erlassen, und... und... und...

...ein gutes haiku zu finden, unter den aberhunderten, die täglich ins netz gestellt werden ist genau so schwer wie die nadel im heuhaufen. ab und an gelingt mir selber eins, oder ich finde eines, das mir gefällt, das mich begeistert. das trägt mich dann ein weilchen, hält mich gefangen, ganz gleich ob es beim rest der welt ankommt oder nicht.



wie gesagt, hunderte sind es weltweit, und hinz und kunz schreibt voneinander ab, und kaum ist mal was originäres dabei... weil der tautropfen, das rascheln der blätter, der rotz an der kindernase, der quietschende schuh, die schublade, das schlüsselloch, die kräutlein, der wind, und alles was lebendig und tot miteinander jahreszeitlich zusammenhängt schon unendliche male aufgelegt, neu aufgelegt, von neuem herumgewendet wurde...


wie gesagt, ein gutes ist immer ab und an dabei, eines, das mich anhalten lässt, vielleicht sogar staunen...


...und wenn man der wichtigtuerischen geltungssucht einiger kritiker mit lächeln begegnen kann, denn es wird mit ganz schön harten bandagen vorgegangen, und manch ein dichterlein hat mir da schon gehörig leid getan, dann ist das schon erträglich und macht die begegnung mit ihnen bisweilen sogar zu einem satten vergnügen.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

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der regen verschluckt


gierig die herbstgeräusche

und zerkaut farben...
.


Versuch einer Bereinigung:
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regen verschluckt
gierig herbstgeräusche
und zerkaut farben...


Variation:

regen verschluckt
herbstgeräusche
zerkaut farben...




.





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Sonntag, 10. Oktober 2010

Über die Hänge nach Frickenhausen

Ein Herbstgedicht - weil der Herbst an diesem Wochenende so umwerfend schön war.

Ein blaublauer Himmel, warme Sonne, ein GOLDENER OKTOBER...


Über die Hänge nach Frickenhausen

Farbentrunken und flammend im Herbstlicht so liegt es da,

buckelig, steil, das Weinhang-Gebirg, überm Main.

Nichts majestätisch. Nichts was gigantisch dein Auge verführt.

...und wie vergessen das Kirchlein am Weg.


Nur Striche sind’s, gradlinig angeschrägt. Betonwege stanzen

zu geometrischen Formen die Lagen.

Wären die Grenzen nicht, glaubte man Zeile um Zeile

verlöre sich weiterhin hoch auf den Hängen im Wald.


Der Wein - nur dieses einzige Leben.

Die Mainschleife nicht gekappt, Segnitz,

vom trutzigen Sulzfeld über die Höh’ her.

Und nun Frickenhausen, mauernumspannt.


Umjubelt vom Zechen der trunkenen Farben

Hält dich der Atem der Mühsal in Schach

wenn sich dein Blick steilab verliert, und du

die Bütte spürst wie ein Joch, das die Rippen dir drückt.


Und über Mauerwege, vom Tritt der Jahrhunderte

glatt, zieht dich die Sehnsucht nach heiteren Stimmen:

Und die Erinnerung lockt deinen Schritt

tiefer und tiefer hinein ... weißt du es noch...?


Plätze an Reichtum und Pracht drängen sie ab in die Enge

der Gassen, die Armut und Not, tief rein ins Winkelverlies

düsterer Ecken und Stiegen, feucht noch und steinig,

wo kaum die Sonne hintrifft. Draußen das Dorf ist zersiedelt.


Menschlich ducken die Giebel sich fest aneinander,

misstrauisch verengt ist der Blick von Fenster und Tür

wo das Hallen der Tritte verebbt im steinigen Hof.

...da: nicht tröstend noch qualvoll - Orgelmusik.


Das barocke Gesims ist gerettet, planvoll veredelt die Stufen

kein windgewaschenes Grau mehr, lichtgelb der Putz,

und im dämmrigen Schimmer der sinkenden Nacht,

scheint dir ein jegliches Haus ein Gasthof zu sein.


Doch erst willst du zum Fluss. Willst im düsteren Grau

der treibenden Flut wenigstens in Gedanken

die Fußsohlen kühlen und deine Reise beenden,

eh dich die Dunkelheit trifft. Ein Schiff fährt vorbei.



.

Danke!

Allen Besuchern meiner Lesung möchte ich noch einmal sehr herzlich danken, dass Sie den Weg nach Marktbreit ins Café Gleichklang nicht gescheut haben. Ich freue mich auch, dass Sie dem Ansturm meiner Gedankenspiele Stand gehalten haben, was sicherlich nicht immer leicht war, zumal die Themenauswahl meiner Gedichte durchaus ein Wechselbad der Gefühle
ausgelöst haben.

Ich freue mich auf unser nächstes Treffen.

Freitag, 17. September 2010

Mutiert zum Todesengel

.
Die Mauer wuchs um mich herum, in Glockenform,
schalldicht und gläsern, sonderbar gedämpftes Sein,
darin nur ich und ich, und Muschelrauschen das betäubt.
Ist’s nicht mein eignes Blut das orchestriert?
Ich weiß, ich weiß schon längst, dies Ding ist fest.
Die Seelenpein perlt wie Champagner an der Wand aus Glas.
Was meine Welt anpisst, was geht’s dich an,
war je ich Augentrost für dich? Nun will ich Dorn Dir sein!
Dein Blick ging über meine Stirn hinweg,
dort wo Du hinschaust bin ich nicht. Dort war ich nie.
Was noch voll Milde wurde starr, wenn es mich sah.
Ich hab mich nie versteckt, ganz offen war ich, ganz,
zu weich, zu klein, zu schwach, zu wenig war ich
von der Welt für Dich, die Du von mir erträumt...


Aus diesem frostigen Metall erwächst mir Glut,
verbrenne ich Verachtung - davon die Augen leuchten,
verbrenne ich Verdruss, verbrenne ich die Niedertracht,
verbrenne ich den Abstand, der mich von Euch trennt.
Ich fass Euch an mit meiner heißen Hand, ihr werdet sehn,
mein Schreiten reißt im Rhythmus Risse in die Wand,
Pam, Pam, Pam von Neuem und zerklirrt das Bild von mir,
fasst es ganz neu, nach meinem eignen Planentwurf.
ich nehme mir die Macht, ich präge, stanze mich ganz neu,
Pam, Pam, Pam... Katharsis ...Pam, Pam, Pam.
Am Tunnellende Licht, siehst Du ich wandle mich?
Was kümmert mich dein Zittern, dass dein Atem stockt,
noch ist die Welt im Alltagssumpf verschwitzt, ist so normal,
noch hast du keine Not und keine Ahnung, keine Qual.


Du fragst nicht nach dem Druck, nicht nach der Wut.
Du siehst auch nichts. An meinen Augen, meinem Lippenstand,
am Pulsschlag wo die Halsschlagader rast, am düstern Faltenwurf
des Lids, am Trotz? Mundwinkel ebenmäßig aufgestellt,
was weißt du, hast du je gewusst von meiner Welt?
An diesem Morgen los ich Leben mir als Pfand,
die Summe Angst versengt den angestauten Hass,
der wilde Lauf des Racheengels ist das Maß.
Dort, wo die Feigheit wohnt, dort bin ich nicht,
erkennst du jetzt mein hehres Potential? Ich steh im Licht.
Im Mauerwerk der Schläfen wird das Rauschen lauter,
der Takt der Schüsse automatisiert den Schritt,
die Welt versinkt in schattenhaften Schemen,
dein aufgeblähtes Heldentum, das nehm ich mit mir mit.



(Dieses Gedicht schrieb ich Mitte März 2009 nach dem schrecklichen Ereignis in Winnenden.)

Sonntag, 12. September 2010

...noch einmal ganz für sich...

.


verstohlen zieht licht
seiner bergbraut den schleier
aus nebel vom leib...

.

Montag, 6. September 2010

e n t r ü c k t ... (Nachtrag)



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furtively daylight

pulls its bridal veil of fog

off the hillside


.

The Shiki Monthly Kukai
September 2009
.

( sachte zieht frühlicht
den brautschleier aus nebel
vom berghang )
VARIATION:



verstohlen zieht licht


seiner bergbraut den schleier


aus nebel vom leib...



.

Dienstag, 31. August 2010

ABER ES İST MEHR...



Es ist Hoffnung,
wiedergefundene Hoffnung,
auf etwas,
von dem ich nicht einmal
als Kind gewusst habe, was es ist.

Wer seine Träume vergisst,
der stirbt von innen.

Doch ich lebe...

...ich lebe die Träume
in der Realität,
und mache die Wirklichkeit mir zum Traum,
so dass ich nie Angst haben muss,
ich könnte aus dem Traum,
den ich lebe, aufwachen,
und ich werde nie aufwachen,
denn der Traum ist das Leben,
und das Kind in mir ist unsterblich,
es wird ewig das Leben träumen,
denn ich lebe meine Träume,
und ich träume mein Leben...

...und ich bin glücklich.

Wolfgang-Imre Brunsch, 2001



Samstag, 21. August 2010

Zweiter Morgen

.

Der Knabe, der suchend
den feuerhellen
Morgenschlaf erwartet,
trifft erschrocken auf den Tod,
der auf grauer Strasse lauert.

Zieht er in die Ferne
mit den flügellosen Wesen,
die in den Wolken tanzen,
oder stirbt er einsam
in Mutters Armen?

Balde der Frauen Klage
an schwarzer Friedhofsmauer hallt,
doch am braunen Erdwurf,
der eines Knaben Leichnam birgt,
ein liebend Mädchen Tränen lacht.


Wolfgang-Imre Brunsch, 1996


.

Dienstag, 10. August 2010

... der wert der worte ... (angepasst)

...gut? ja, sicher, einzig so ...und gut...?



alles verwittert,
alles vergeht,
verschimmelt,
zerfällt und verfällt,
zerzauset sich,
verwettert,
verflüchtigt sich...

buch,
akte,
offen, gesiegelt, versiegelt,
brief und geheft,
getipptes, signiertes, von hand, maschinell,
dahingerafft, vergessen, verschleudert,
vernachlässigt, verachtet, verfehmt,
vernichtet, vernichtet, vernichtet.

schön, während fehlgelupfte palimpseste,
papyri,pergament, karton,
sich taub einfädeln in den kreislauf,
nicht seufzen, nicht schreien,
selbst stelen, steinzeuge,
sich zersetzen,
schluchzt selektives bewusstsein selektiv auf?

floppy-disc, zeit-verzögert-sinnlos,
cd-rom, daten-cd who knows what it keeps,
secrets, eins und eins, bilder, wort-bilder,
bild-worte, filme, sequenzen, zeiten,
ungreifbar - unbegreifbar - entkräftet
verschlupfen ins nichts,
verduften stromlos,
verschlupfen nicht-existent
entwertet,

zur unzeit versickert in ungnade.
wer wohl wollte, wenn nicht man selbst.
wer läse denn dieses und jenes,
wo schwelte interesse....

Sonntag, 8. August 2010

.


der wert der worte

leicht und schwer - klang oder schrift

verflüchtig sich - nicht?



.
Ich danke Juergen Kuehn für dieses
Kommentargedicht:

Jedes meiner Worte stolpert,
schon während ich schreibe,
unbewohnt in die Vergangenheit.

Schon die Gedanken verschwanden,
bevor ich sie niederschrieb, beinahe
unzugänglich in ihrer Einsamkeit.

Selbst das Bild dazu enteilte,
früher als mir lieb war, flüchtig
flimmernd ins Perfektum.

Es sorgt mich das falsche Wort,
gar ausgesprochen, das unlöschbar
in Vergangenheit und Zukunft wirkt.


.


Donnerstag, 29. Juli 2010

LEKTÜRE: KIRSTEN HEISIG - Das Ende der Geduld!!! -

.



die hand auf der stirn

schlägst du, schlägst - zögerlich quillt

erkenntnis ins jetzt...



.

Montag, 19. Juli 2010

W A N D E L




...was, wenn die heimat, die geliebte, dich verstößt?

...was, wenn efeu und wein verstachelt sind und dich blutig schlagen?

...was, wenn das lachen verebbt?


...was, wenn seufzer durchs grün klagen, bei tag und bei nacht?



...dann brechen dämme.sind dämme gebrochen...

...dann zerreissen bande.sind bande zerrissen...


...dann verklingt der gesang.ist gesang verklungen...

...dann zerbirst die erinnerung, die trostspendende.ist erinnerung zerborsten, die trostspendende...


...und am rande der nacht suchst du die spuren,
vom regen verwaschenene linien...







.

Sonntag, 18. Juli 2010

.
.
.
.
...und klemmen schluchzer

in deiner kehle - alpdruck

schält hautfetzen - roh...
.
.
.
.
.

blaustolz am wegrand

.
.
.
morgentau

durchglitzert das weizenfeld

blau-stolz am wegrand


.
.
.

Mittwoch, 30. Juni 2010



der weiße ballon

entschwebt ins blau des himmels

...brieflein verloren...




.

Dienstag, 22. Juni 2010

.




die welt ist so stumm

bilder vertaumeln lichtblind

- wortklang im geiste -





.

Montag, 21. Juni 2010

.



- verzagtes zittern -

den schleier von ignoranz

entblößt das grinsen





.

Donnerstag, 17. Juni 2010

.



sind meine tränen

die der regen weint - trocken

bleibt meine wange



.

Montag, 14. Juni 2010

.



swallowed by the wind

the violin's weeping sound

sucking up raindrops



.



verschluckt vom wind

der geige schluchzender klang

schlürft regentropfen



.

Freitag, 4. Juni 2010

.



zerborsten der tag

dickicht, nebelverhangen,

suche beendet



.

Donnerstag, 3. Juni 2010





steinschleuderspiele

platsch - das quaken verstummt -

nachts vor dem fenster



.

Donnerstag, 20. Mai 2010






ein haiku schreiben,

von klängen, wasser und frosch...

wie furchtlos wär ich












Samstag, 15. Mai 2010




tirade, glücklos,

schmarotzer und scharlatan,

im frühlingsregen...




Donnerstag, 6. Mai 2010

Nur ein Kommentargedicht

. . ..




between bloody coughs


a bird's rhythmical knocking?

the old doctor's car




ein großartiges lesevergnügen - Old Pajamas - a good read



.



. . .

Dienstag, 4. Mai 2010




god
is
the most
misunderstood...
mistreated...
abused
design
man
has been able
to create...

a design,
which is
adored,
glorified,
amplified,
magnified by myriads
of believers,
true minds,
innocent minds,
who just
know
he is there...
who feel
his presence
who embrace
his power
who feed on his glory
and suck his creed...

and feel strong and light and enlightened by the vision of being close to him...

doesn't that prove H I S EXISTENCE?





Samstag, 24. April 2010

...non-haiku...

..
.
.
.
.
.
.
die zusammenkunft

so jung doch von zeit beschwert

kichert im abgang
..
.
.
.
.
.
the meeting

young but encumbered by time

giggles while leaving
..
.
.
.
.
.
.
.
.

Freitag, 23. April 2010

.
.
.

so seltsam lustlos

blickt sie durch das satte grün

die hände im schoß




For English readers I'll try a translation:



stangely bored

she glances through green branches

her hands in her lap



Mittwoch, 21. April 2010

N A T U R E R E I G N I S - Natural Phenomenon


.
.
.
.
.



F A L K E und T A U B E

nisten vor meinem Fenster

auf dem selben Baum



in English


falcon and pidgeon

nesting here in the same tree

right before my eyes

.
.
.
.
.

Donnerstag, 8. April 2010

...UND IST MEIN KRIEG AM HINDUKUSCH

...die nachrichten reißen nicht ab, und mein zustand und der zustand
der soldaten im "kriegs"gebiet ist unverändert dramatisch,
ist nicht anders als vor einigen monaten.
das gedicht spürt immer noch meine gedanken auf.
Da ist nach wie vor keine milderung, keine abschwächung in
meiner einschätzung der situation... im gegenteil.
worauf sollen die soldatenmütter und -frauen stolz sein - wofür
sind ihre söhne gestorben?

die wichtige frage: "cui bono?" hängt nach wie vor unbeantwortet
in der luft.
wenn mein blick über die zerklüftete gebirgslandschaft bei google-maps
wandert, und ich im namenlosen nichts (keine straßenangaben in der geländekarte) winzige täler mit grünflächen und
häusern finde (satellit), dann frage ich mich, wie dieses unzugängliche land je
kontrolliert werden kann...




- es ist ein schlimmes verwirrspiel,

die argumente schlagen gegeneinander

trommelwirbel mit atemloser hast -

und die kontroverse diskussion

zersplittert den sachverstand,

und du weißt nur, dass du nichts weißt,

oder zu wenig...


...aber, kann man denn je,

jemals ein richtiges wissen haben,

ein richtiges argument, einen grund,

einen, der krieg rechtfertigt,

einen, der in der letzten konsequenz,

den tod von vielen mit einkalkuliert,

ihn mit bleiernem grinsen hinnimmt,

das schluchzen und weinen der fliehenden,

den glasigen gebrochenen blick der zerrissenen,

die wutschreie der kämpfenden...

auf beiden seiten,

denn alle kämpfen für die richtige sache,

für ihre wahrheit,

für ihren grund,

für ihr richtiges argument,

weil sie das echte wissen haben,

das ihnen den mut und die kraft gibt,

die rechtfertigung zu glauben,

ihr kampf sei die einzige bedingungslos

wirklich vertretbare konsequenz,

sinnvoll und wert, wert das eigene leben

einzubringen, bereitzustellen

vor den opferstock einer fiktiven zukunft...


...während wissen und verständnis

in rinnsalen versickern,

jounalisten ihre augen und ohren

in sicherem abstand in ritzen zwängen,

kollateralschäden abtasten

und google-earth die rasterfahndung verrätselt,

erfüllen flüstern und hecheln die luft,

schlägt die lüge – mit tausend zungen –

im echo verstärkt von fels zu fels

während der neue und der verkrustete

angstschweiß wie eine dunkle aura

die harrenden kämpfer umstrahlt,

und niemand genau weiß was war

und niemand genau weiß was ist

und niemand genau weiß was wird,

weil krieg nicht kalkulierbar ist,

weil hass nicht kalkulierbar ist,

weil wut nicht kalkulierbar ist,

und lust und macht und machtgelüst

sich ausbreiten wie ein flächenbrand,

vernunft sich in rauch auflöst

und asche den himmel verdunkelt...


...da sitzt du und legst die hände

auf gesicht und augen

und suchst nach gründen

im selbstgeschaffenen

sicheren dunkel.

vor dir irgendwo, in reichweite,

die gelesenen passagen,

die berichte, die gesammelten einsichten

und fakten, diese sinnträger,

die schwarzen zeichen auf weiß,

sind trommelwirbel hinter den lidern,

und während du argumentierst

tun sich fenster auf vor dir

und du schaust hinaus und hinein

in tiefe gebirgstäler mit versprengten dörfern,

frauen mit burqa weil es immer so war,

mohnfelder auf lichten höhen, gemüsegärten,

auf kahlen hängen, die der blick trifft, ein knecht,

viele knechte, ein bauer, viele bauern,

ein kind mit der hacke, dem bündel,

die feldarbeit im steilen gebirg ist mühsam.

wessen berg ist das, wessen dorf, wes knecht,

dorfälteste, räte, warlords mit ihrem machtnetz

von felssturz zu fels...


und taliban klettern wagemutig auf schleichpfaden.

hörst du den ruf des falken,

den gesang der nachtigall,

das zirpen der grillen,

die musik der natur durchwebt

arg- und ahnungslos die luft.

zerborstene häuser, straßen, brücken, wege,

dächer und brunnen, ruinen und einschusslöcher

wo längst wieder oder immer noch wohnung ist,

zaudert der fuß das offene feld zu durchspringen,

barst nicht erst gestern die mine, so nah...

...und im unwirtlichen, zerklüfteten land,

in den talfurchen, den bergmassiven,

unter dem geröll der halden ruht gold, silber, bauxit,

wolfram, uran, zink, kupfer, mangan, öl und gas...

...und irgendwo im ledersessel sitzend

schieben in trilateralen runden

die global vernetzten,

multipolar etablierten gamelords

ihre bauern über das spielfeld

und der zeiger der uhr klickt weiter,

und einer sagt leise:

„bald wird das fell des bären geteilt!“
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