Vor einigen Jahren schrieb ich zu diesem absolut irrwitzigen Drama folgendes Gedicht:
geiseldrama von gladbeck 1988
ha, sagt er, vorgezerrt, ha, schreit er, was,
du hast mich vorgezerrt und vorgeführt,
was glaubst du denn, da vorne in der robe
mit diesem albernen gewand, dem fetzen da,
was glaubst du denn, was weißt du denn von mir?
du sabberst was von recht, gesetz, von staat,
du laberst was von absatz, paragraphen,
und du willst richten, denn du bist der staat.
ein arm, ein abgehackter arm vom staat,
auf diesem hohen stuhl, erbämliches geschöpf..
der staat bin ich, denn ich, ich bin der richter,
mein ist das leben, mein die richtung, das bin ich,
bin autonom, ich handle und ich richte,
ich ziehe und verwerfe, mein das urteil,
mein ist die macht, die kraft, mein ist mein ich.
ich werfe einen mantel, werfe schatten,
ich pflüge aus den bildern schrille schreie,
ich presse, schände und vertilge träume,
ich fresse leiden, aufgebäumte schauder,
ich bin die welt, ich bin der mensch, bin ich.
vereinzelt und gespalten meine wege,
die straßen überfüllt, verwinkelt, lichtermeer,
ich rase wie ein gott in diesen spuren,
ich fessle wissen, reiße Ohnmacht, blende licht,
ich schreie sturm, orkan, nur das bin ich.
mein inneres ist leer, ist voll, ist einzig,
geblendet zitterst du vor meiner gier,
du tastest ratlos in den grenzen,
du suchst erkenntnisnetze und verständnis,
doch ich bin mensch, und der steht hier.
© Gabriele Brunsch