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Montag, 19. August 2013

nachts auf dem berg

*


nachts auf dem berg

mit schrillem kreischen spreiten sie die flügel,
und fliegen mondwärts jetzt in eigenartiger mission.
am berggrat, schattenhaftes, düsterstes geflimmer,
als aufgeschreckte krähen aus den ästen flohn.
verschlafen lauscht der schäfer jedem ton
die schafe blöken schwach im mondesschimmer,
im tal der menschen lichter leuchten nimmer,
am firmament die sterne glitzern schon...




*

Freitag, 16. August 2013

geiseldrama von gladbeck 1988

...vor Jahren geschrieben, doch das Grauen von damals hält mich noch in seinem Bann:


geiseldrama von gladbeck 1988

ha, sagt er, vorgezerrt, ha, schreit er, was,
du hast mich vorgezerrt und vorgeführt,
was glaubst du denn, da vorne in der robe
mit diesem albernen gewand, dem fetzen da,
was glaubst du denn, was weißt du denn von mir?

du sabberst was von recht, gesetz, von staat,
du laberst was von absatz, paragraphen,
und du willst richten, denn du bist der staat.
ein arm, ein abgehackter arm vom staat,
auf diesem hohen stuhl, erbämliches geschöpf..

der staat bin ich, denn ich, ich bin der richter,
mein ist das leben, mein die richtung, das bin ich,
bin autonom, ich handle und ich richte,
ich ziehe und verwerfe, mein das urteil,
mein ist die macht, die kraft, mein ist mein ich.

ich werfe einen mantel, werfe schatten,
ich pflüge aus den bildern schrille schreie,
ich presse, schände und vertilge träume,
ich fresse leiden, aufgebäumte schauder,
ich bin die welt, ich bin der mensch, bin ich.

vereinzelt und gespalten meine wege,
die straßen überfüllt, verwinkelt, lichtermeer,
ich rase wie ein gott in diesen spuren,
ich fessle wissen, reiße Ohnmacht, blende licht,
ich schreie sturm, orkan, nur das bin ich.

mein inneres ist leer, ist voll, ist einzig,
geblendet zitterst du vor meiner gier,
du tastest ratlos in den grenzen,
du suchst erkenntnisnetze und verständnis,
doch ich bin mensch, und der steht hier.

© Gabriele Brunsch

Mittwoch, 14. August 2013

Studentenwohnhaus

Studentenwohnhaus

Farbe abgelaugt
bläulich flüstert die Treppe
von einstiger Zeit

Vor der Begegnung
nur das Knarren der Treppe
und der Kloß im Hals

Am Absatz die Tür
zögernd bleibe ich stehen
ewig die Fremde

Hinter der Mauer
das helle Lachen arglos
noch kann ich fliehen

Der Klingelknopf klemmt
dann durchdringend nur ein Ton
Schritte wie ein Tanz

Erstaunen Lächeln
Einlass mit tastendem Schritt
scheue Berührung

Die Worte sagen
Erinnerungen knüpfen
und großes Schweigen

Nach der Begegnung
nur das Knarren der Treppe
und der Kloß im Hals

Farbe abgelaugt
bläulich flüstert die Treppe
von einstiger Zeit

Gabriele Brunsch, 2008


Bisweilen googelt man sich selbst, sicherlich hat das jeder von Euch schon einmal gemacht.

Dabei fand ich etwas ganz wunderbares - für einen Theater-Literatur-Wettkampf wurde, unter vielen anderen wunderbaren Gedichten deutscher Lyriker, mein Gedicht:

"Studentenwohnhaus"

ausgewählt. Das freut mich sehr, auch wenn ich kein direktes Feedback erhalten hatte und es nur durch "Selbstgoogeln" erfahren habe!

http://www.allemand.ac-versailles.fr/IMG/pdf/Proposition_de_doc_concours_theatre.pdf

autism Autismus




there he’s been standing

- humming his songs -

drowned out by laughter


*


dort stand er immer

seine lieder summend

von gelächter verschluckt

Dienstag, 13. August 2013

geiseldrama von gladbeck 1988

Vor einigen Jahren schrieb ich zu diesem absolut irrwitzigen Drama folgendes Gedicht:


geiseldrama von gladbeck 1988

ha, sagt er, vorgezerrt, ha, schreit er, was,
du hast mich vorgezerrt und vorgeführt,
was glaubst du denn, da vorne in der robe
mit diesem albernen gewand, dem fetzen da,
was glaubst du denn, was weißt du denn von mir?

du sabberst was von recht, gesetz, von staat,
du laberst was von absatz, paragraphen,
und du willst richten, denn du bist der staat.
ein arm, ein abgehackter arm vom staat,
auf diesem hohen stuhl, erbämliches geschöpf..

der staat bin ich, denn ich, ich bin der richter,
mein ist das leben, mein die richtung, das bin ich,
bin autonom, ich handle und ich richte,
ich ziehe und verwerfe, mein das urteil,
mein ist die macht, die kraft, mein ist mein ich.

ich werfe einen mantel, werfe schatten,
ich pflüge aus den bildern schrille schreie,
ich presse, schände und vertilge träume,
ich fresse leiden, aufgebäumte schauder,
ich bin die welt, ich bin der mensch, bin ich.

vereinzelt und gespalten meine wege,
die straßen überfüllt, verwinkelt, lichtermeer,
ich rase wie ein gott in diesen spuren,
ich fessle wissen, reiße Ohnmacht, blende licht,
ich schreie sturm, orkan, nur das bin ich.

mein inneres ist leer, ist voll, ist einzig,
geblendet zitterst du vor meiner gier,
du tastest ratlos in den grenzen,
du suchst erkenntnisnetze und verständnis,
doch ich bin mensch, und der steht hier.

© Gabriele Brunsch

Donnerstag, 1. August 2013

haiku - sommerglut

sommerglut
das glitzern unterm auge
ist keine träne


© gabriele brunsch



haiku - sonnenbrand

sonnenbrand
traumlos im rücken 
das nagelkissen

© gabriele brunsch