alle gedichte, fotos, bilder und texte auf diesem blog sind von gabriele brunsch / LadyArt erstellt, andere autoren sind besonders genannt. nicht nur das gesetzliche,auch das aus moralischen gründen zu respektierende urheberrecht gilt hier – obgleich nur der zufall das vergehen aufdecken könnte,aber ist die welt nicht voller zufälle -
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GEOCITIES
Montag, 28. März 2011
antike und moderne
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...sieh nur, wie sich die zeiten ändern, antike und moderne, beide abgewrackt. die eine hielt tausend jahre und liegt jetzt nach weiteren 1500 jahren für touristen notdürftig wieder hergestellt, zaunumgürtet und gegen eintritt zu besichtigen, im land herum.
die andere hielt nicht einmal ein menschenleben und steht jetzt da am strand, durchfressen vom salzwind, der vom meer her durch sie hindurchfährt und an ihrer substanz knabbert, sommers wie winters, und ihr die ecken und kanten abfrisst, weil niemand da ist, der sie verteidigt. sie ist es ja gar nicht wert, verteidigt zu werden, war sie doch von anfang an einfach nur für den kurzen augenblick schneller nutzbarkeit geplant. die moderne hat kein vertrauen in die zeit, in die der zukunft sowieso nicht und in die der gegenwart nur so lange, wie sie gerade andauert und dabei oberflächliche glückseligkeit verspricht...
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Freitag, 25. März 2011
bekenntnis
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hör zu mein kind, ich lieb dich, lieb dich wie du bist.
nicht immer liebt ich alle, die ich vorher kannte.
da waren diese, jene, leichthin anverwandte,
die mocht ich gar nicht, konnt’ ich nicht verstehn...
hör zu mein kind, ich lieb dich, lieb dich inniglich,
ich lieb dich mehr, als viele, die ich vor dir kannte,
da waren manche, sonderbar bekannte,
die dir verwandt sind. kannst du das verstehn?
im grellen neonlicht der schrillen zeit
verliert der augenblick von damals seinen sinn,
auch wenn das geifern heulend um sich greift,
steh ich im zentrum, weiß noch wer ich bin...
matt glänzend wirkt der stoff der möglichkeiten,
erinnerung und sehnsucht - kett und schuss -
aus dem gewebe zupf ich sachte schwarze fäden,
weil ich das kleid doch täglich tragen muss. .
Dienstag, 22. März 2011
eisiger frühlingstag in antalya
...klar und eisig ist die luft - menschenleer der strand, die promenade...
zwischen einigen schon geöffneten und anderen noch an den folgen des winters und der vernachlässigung leidenden cafés steht eine ruine, der man nicht ansehen kann, ob sie jemals ein fertiges gebäude war, mit emsigem sommerbetrieb, für die strandbesucher, die lächelnden, die sonnesuchenden, anwohner oder von fern herangereisten, so wie ich...
ich spaziere auf ihr herum und bleibe lange stehen und suche den blick durch die unterschiedlichen durchblicke, die mir die mauerreste bieten, hinaus auf das meer.
...in der ferne verschwimmt die gigantische stadt zu einem strich, ein kalksteinfelsen, aber es ist eine pulsierende metropole, in welcher tradition und moderne heftig aufeinander prallen.... love... wie gelassen liegt der schriftzug des grafitto auf der verwitterten wand - waghalsig muss der sprayer gehangen haben, irgendwie zwischen brücke und abgrund um sich hier zu verewigen mit seinem sinnvollen wort: love -
...wie wertvollste edelsteine liegen sie da, und ein jeder ist der schönste und ein juwel für mich, glänzend-schimmernd, für den augenblick - bevor ich fröstelnd auf einer café-terrasse als einziger gast meinen tee trinke, und mein gesicht zur sonne drehe, um, geschützt, in die jacke gepackt und im windschatten eines segeltuchs, ein wenig wärme zu sammeln...
rosenmontag 2011
Montag, 21. März 2011
kernspaltung
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in der geborgenheit von
kleinen friedenszeiten
entschlüpfte ihren klugen hirnen
auf basis langgeschöpften wissens
die kenntnis, dass man energie,
die größte aller zeiten,
gewinnen kann.
spalte die kerne der atome
von uran.
welch großer wurf.
welch wunderbar geschenk.
geschenk des himmels. wow.
so strahlend schön,
schön wie die sonne selbst,
voll hellster helle, heller als das licht,
und strahlender, so strahlend
wie die größte kraft des alls....
...und während diese kraft
wie ein vermächtnis planvoll
und ideenreich
die besten hirne tränkt,
die besten hirne tränkt,
wird irgendwo
vereint im machtverbund
vereint im machtverbund
pandoras teufelstopf
erneut der welt geschenkt....
jetzt kommen gier
und hunger nach der macht,
verheeren schlimmer als armeen
länder, inseln, wüsten, meere.
sie schlagen ein kometengleich.
und während hier in frieden
die strahlen kranke heilen,
und licht und energie
die nacht zum tage
umgestalten,
sterben sie anderorts
gleich wie die fliegen weg,
und werden siech.
empfindlich
ist der
mensch,
schmutzig missbraucht...
schütten sie asche auf ihr haupt
um sich zu läutern von der schuld?
scheuern sie ihre knie wund
die sünde rauszubluten?
die macher wähnen sich in sicherheit,
von einem unsichtbaren,
zaubrisch dichten schild geschützt.
doch nein,
die strahlen werden erst
in aller ruh von ihrem leib,
der innenhaut,
die feinsten spuren essen,
danach wird ihnen
nach und nach
die seele weggefressen....
.
Labels:haiku, non-haiku
fünf-worte-gedicht,
nuclear research,
physik,
politisches gedicht
Freitag, 18. März 2011
venedig im frühen märz II
wie seide spiegeln wellen sich auf stein
es schält sich aus dem winterschlaf ein baum
der schritte schlurfen ist ein blasser ton
am brückenkopf die katze sitzt allein
schon schwappt der gondel welle an das tor
touristen wickeln sich in ihren schal
ein maskenrest aus plastik liegt im dreck
sein mund ein stummer schrei voll qual
im qualm des alten ofens eingeräuchert
kniet still der alte, seine hände beben,
in eisigkalten wänden eingekerkert
die flamme lässt sich nicht beleben
der scheintraum hält die wasserstadt
im irrealen daseinszwang gefangen
so focussiert im nebel schreit die welt
und liebeshungrig giert sie nach verlangen...
Sonntag, 13. März 2011
venedig im frühen märz I
...weit ist der duft aus lichtem grün -
spätwinterlich gefüllt noch die orangenhaine,
hier keimt der frühling unverdrossen
im mosaik getopfter blütenschreine.
die züge, einstmals fernbestimmt -
zerfressen ihre zeit auf jenen abstellgleisen,
die spur der landschaft spiegelstumpf –
traumleer - erinnerung zerrinnt...
der tauben schatten ist ein trauerflor-
in wassergassen tief versunken ist die stadt,
im atemrhythmus ihrer kranken welt,
schwingt traumverloren sie im wellentakt.
die fenster auf, der meereswind umfächelt
den schimmel im gebälk der räume.
des frühlings müde wird erneut gelächelt,
sei ruhig, denke nicht und träume...
diesseits der dämmerung
im abendrot deiner blicke
taste ich wortlos nach meinem leichtsinn
und lächle mein wildestes lächeln...
doch in der stille, die dieser stille folgt
zittern unruhe und angst, ganz tief drin...
und wär nicht das schwanken meiner knie,
und zeigt’ es sich nicht an der oberfläche,
(verräterisch bestimmt) spürt’ ich es nicht...
oder hätte mir wieder, wie schon so oft,
zugeflüstert, dass ich’s ertrage,
mich mäßigend herauswinde,
die lider gesenkt, die lider gehoben,
den teeduft schöpfend
und mich ergehe in floskeln:
aber sicher, nur keine bange,
das wird schon, na klar...
nun sitz ich’s halt aus,
sitze und trinke den tee,
und bin einfach still,
lausche dem ploppen des chats
in meinem kopf und denk
alles nicht ansatzweise so schlimm...
nun geht mein blick nach der uhr,
ganz im verborgnen, und ich weiß,
s’ist bald vorrüber, die sonne ist unten.
gleich wird es nacht...
Dienstag, 1. März 2011
Missbrauch - MISSBRAUCH - Missbrauch
die ehre wohnt im herzen
der spiegel sagt es dir
in langen stunden ohne kerzen
betrachtet mich und greift nach mir ...
ein missbrauch ist, wenn dunkle, heiße gier
geifernd zur unzeit ihre macht ausübt,
und schändet, was geschont sein soll,
geschont, behütet und gepflegt,
achtsam erhalten, sorgenvoll beäugt.
schwach darf schwach sein,
muss schwach sein dürfen,
ohne not.
glaubwürdigkeit, respekt und edelmut,
und würde, einfach die!
ein bisschen kleine würde
zu stellen über diesen satten trieb.
zu zügeln ihn, zu zügeln und zu stillen,
den schwachen willen.
mit selbstrespekt, nur dem,
ein bisschen achtung
für das eigne ich.
schlag doch den kopf an eine wand aus gelb,
aus braun, aus mauerstein, aus grau, aus schwarz,
tu’s doch, und schlag....
schlag auf die hand mit einer axt,
nutz die gelegenheit, schlag zu,
mit hinterlist zu zücken deinen schmerz,
trifft er das hirn? trifft er das herz?
wo wohnt die ehre denn?
im knie?
vielleicht!
so muss es sein!
die ehre ist
bei dir
ganz fest gespannt
vom
bauch
bis
hin
zum
bein...
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copyright: gabriele brunsch
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