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Sonntag, 26. August 2012

Jahreszeitenliebe und Promiskuität

Bei der Durchforstung meiner Dateien fand ich dieses Gedicht von 2008
 
Jahreszeitenliebe und Promiskuität

Er wechselt seine Liebe wie die Jahreszeiten,
die Glut verfängt sich wild im Duft der Schönen, einen,
dann gleitet sie auf diese und auf jene
will emsig mit der Vierten sich vereinen.
*
Der wilde Herbst erstrebt die Ruhe,
Die reiche Fülle wärmt die Stunden ihm, die kalten,
den Frühling schmückt die reife Schöne,
die Hitze will ein kühles Wesen halten.

*
Sich einzig nur geliebt, verehrt zu wissen,
schmachtend verströmt sich ihm ein jedes süße Kind.
Auch diese strahlt im Glanze seiner Augen,
spürt nicht die Eile und ist seltsam blind.
*
Verstrickt im Rausche der Verschwendung

sucht er den neuen Kick, nur noch dies eine Mal,
sein Vorsatz bleibt auch jetzt Verblendung,
Gewohnheit wird ihm bald zur Qual.

*
Nach Jahr und Tag, hat er sie alle durch,
ist leergepumpt und müde, gleichsam satt ermattet,
sein Sehnen reichlich abgestumpft,
von Langeweile weidlich überschattet.
*
Und um sich dann der Leere zu erwehren,
beginnt er schnell die Frauen, alle Schönen, zu verachten,
belächelt echte Liebe überheblich,
verhöhnt das allgemeine Schmachten.
*
So flieht er hin zu Inhalten des Geistes,

die findet er bei Politik, Physik, Philosophie und Kunst,
erstrebt Bewusstsein und Erkenntnis,
weitab von körperlichem Dunst.
*
Im Wandel der Begehrlichkeiten,

sieht er sich reich beschenkt, er ist ein reifer Greis,
ein wirklich wahrer, weiser Kenner,
mit Durchblick und der alles weiß.
*
Sieht er die Paare mit vereintem Schritt,

sonntäglich ihre Kreise ziehn im Jahreszeitentakt,
gibt er sich weisen Aphorismen hin,
doch tief im Innern ist er nackt.

*
*
2008 © Gabriele Brunsch
*
Danke noch einmal Paul Spinger 
für seine Inspiration zu diesem Gedicht

Samstag, 25. August 2012

Spätsommer


 ***
...von regenschauern frisch durchkühlt
versucht der garten neues grün,
was von der sonnenglut ermattet sich ergab,
holt atem, saugend glitzert jedes blatt,
die halme strecken sich, die müdigkeit fällt ab.
dem herbst zu trotzen ist jetzt angesagt,
sich aufzubäumen mit der neuen kraft.
schon gleist die sonne in der jungfernschaft,
sprüht gold auf jeden nassgeküssten strauch,
ich räkel mich, lass die gedanken ziehn,
was für den garten gilt, gilt für mich auch...

***

Dienstag, 21. August 2012

flirrende hitze - haiku


***

flirrende hitze
die zikaden zirpen
zirrrr-zirrr-zirrrie-zirrr

***

Sonntag, 19. August 2012

NACHTGEDICHT

***



ich bin die dunkle nacht, mein kind.
was dämmerung an fahlem grau
auf stadt und land hat abgelegt,
das färbe ich mit tiefem schwarz.
der stern hat keine eile.
in finsternis sind alle farben blind.
der stern braucht eine weile,
 ein großer runder tropfen harz
der suchend, tastend sich bewegt,
 am himmel oben, schau, nur schau,
das ist der rote mond, mein kind.

© gabriele brunsch

Samstag, 18. August 2012

SCHNITTPUNKTE

schnittpunkte



so nimmt mich die sehnsucht mit
in die spuren des einstigen lebens,
eingeschnitten in das holz meiner tage.
wenn die nachtstunde kommt,
tasten sich meine finger blutig.

ich hadere immer von neuem
an den verdammten schnittpunkten:
 was wäre gewesen, wenn...
doch ich weiß, nichts rettet die stunde,
nichts, als das gebet für den mörder.




© by Gabriele Brunsch

Mittwoch, 8. August 2012

Warum Tag und Nacht nicht zueinander finden...


" Das Märchen von der Frage, warum Tag und Nacht nicht zueinander finden..."

Genau in dem Augenblick, in welchem die Sonne über den Horizont kroch, sagte der Tag zum Morgengrauen: „Ist ja schon gut!“, und machte seine Augen ganz auf.
Er lächelte, wie an jedem Morgen. Er würde wieder wunderschön werden. Wie immer.
Er schob eine Nebelbank aus dem Tal. Er würde ein wenig Kühle in die heißen Städte hauchen. Er würde mit dem Wind auf den Wellen des Sees spielen. Er würde Kriegsgetöse hören und einen Vulkanausbruch beobachten. Er würde Licht in die Fenster zu Kindern und Greisen an den Computern schicken. Er würde die Menschen sehen, wie sie arbeiteten, ein jeder an seinem Platz und in den Einkaufspassagen würde er den Leuten beim Eisessen zuschauen.
So würde die Zeit vergehen.
Im Sommer hatte er viel Zeit.
Im Winter eher wenig.
Wenn die Leute sagten: „Das war ein guter Tag!“, durchströmte ihn ein Glücksgefühl. Nicht, dass er für Klagen und Jammern taub war, nein. Aber wenn er so etwas hörte, rief er: „Morgen! Morgen wird alles besser!“, und vertraute ganz auf seine Erfahrung.
Der Tag war ein energiegeladener junger Mann.
An seiner Seite hatte er zwei Wesen, die sich liebevoll um ihn kümmerten. Die eine hieß Morgengrauen und die andere Dämmerung. Vom Kuss des Morgengrauens wurde er allmorgendlich geweckt, die andere legte sich, wenn er müde vom Tagwerk war, zu ihm hin und summte ihn leise in den Schlaf.

Wie der Tag heute die Menschen so vergnügt in den sommerlichen Biergärten sitzen sieht, spürt er plötzlich ein sonderbares Sehnen in seinem Herzen. Warum hatte er denn noch niemals mit Morgengrauen und Dämmerung gemeinsam einige Stunden verbracht?
Er wird nachdenklich: Jahraus-jahrein gab er sich den Zärtlichkeiten der beiden hin. Er hätte niemals sagen können, welche von beiden er mehr liebte. Beide konnten scheu erröten, wenn er sie ansah. Beiden war bisweilen die Stirn dunkel überschattet. Beiden war er zutiefst verbunden.
Als der Tag an diesem Abend der Dämmerung erzählt was ihn so unzufrieden macht, da runzelt diese die Stirn: „Was du dir nicht ausdenkst! Du bist und bleibst ein übermütiger Tunichtgut!“ Gleich kuschelt sie sich eng an ihn und wärmt ihn mit ihrem Körper. Sie lieben sich. Während sie danach vorsichtig das blau-schwarze Seidentuch über seine Augen zieht, summt sie noch ein bisschen. Sie weiß, dass er müde ist. Er wird gleich fest schlafen.
Sobald sie seinen ruhigen Atem hört, lächelt sie und dreht sich langsam herum. Da liegt die junge, schöne Nacht und ruht im gleichen Bett. Die Dämmerung schmiegt ihren Körper an den der Nacht.
„Wach auf, Geliebte!“ , flüstert sie und küsst sie sanft.
Dann vereinigt sich die Dämmerung mit der Nacht.
Schon öffnet die Nacht ihre Augen und der Abendstern und der Mond beginnen sich in ihnen zu spiegeln. Sie schüttelt ihre kohlrabenschwarzen Haare und ihr schwarzes Nachtgewand, so gießt sie schwärzeste Dunkelheit in alle Winkel und Ecken der Welt.
Gleich blinken überall wo Menschen wohnen Lichter auf, unendliche Perlenstränge an leuchtenden Spuren durchfluten die Länder und die Städte werden zu glühenden Flecken.
Die Nacht ist zufrieden, was auch immer sie sieht, was auch immer geschieht, sie weiß, beim nächsten Mal wird es wieder ganz anders sein. Gutes folgte auf Schlechtes. Warmes auf Kaltes. Das ist der Kreislauf der Dinge. Und obwohl sie eine junge Frau ist, so ist sie doch klug und weise und genießt ihre Schönheit im Spiegel der Meere.

Sonderbar ist es schon, dass sie am gleichen Biergarten innehält wie zuvor der Tag und auch sie spürt so ein sehnsuchtsvolles Ziehen in ihrem Herzen. Da sitzen die Menschen heiter zusammen und erzählen sich Geschichten. Wie gerne wäre sie mit Morgengrauen und Dämmerung einmal zusammen gewesen, hätte gemeinsam mit ihnen über ihre Abenteuer gesprochen. Sie beschließt, mit Morgengrauen zu sprechen.
Als die Nacht, müde geworden, langsam in ihr Bett zurück steigt, liegt da schon das Morgengrauen mit weit geöffneten Armen. „Komm“, sagt das Morgengrauen, „Schmiege dich an mich!“. Da vergisst die Nacht von ihrem Wunsch zu erzählen und lässt sich in den Schlaf wiegen.
Als die Nacht ruhig atmet, dreht sich das Morgengrauen im Bett herum. Sie wartet ein kleines Weilchen und beugt sich über den jungen, prachtvollen Tag. So unschuldig liegt er da. Sie schmiegt ihren Leib an seinen und ihre Körper verschmelzen miteinander. Dann küsst sie ihn wach.
„Ist ja schon gut!“, ruft er schließlich ungeduldig und löst sich aus der Umarmung.
„Sag mal! Könnten wir nicht mal zusammen einige Zeit verbringen, du, die Dämmerung und ich. Wir hätten uns so viel zu erzählen!“
„Was du redest!“, ruft lachend das Morgengrauen, „Dämmerung? Wer bitte ist die Dämmerung?“
Was sollte er darauf antworten? Doch da kam die Sonne schon endgültig über den Berg gekrochen. Der Tag vergaß das Morgengrauen und machte sich auf die Nebel von den Hängen zu verscheuchen und Licht in alle dunklen Winkel hinein zu schicken. Er würde heute wieder prachtvoll sein. Vollkommen! Wenn da nicht dieser kleine sehnsuchtsvolle Schmerz in seinem Herzen gewesen wäre.
Da wendet er sich der Sonne zu. Diese schüttelt auf seine Frage hin verwundert den Kopf. „Ach, du dummer Tag! Morgengrauen, Dämmerung! Du weißt ja gar nichts! Du hast eine junge, schöne Gegenspielerin! Es ist die Nacht. Wenn du schläfst, herrscht sie über die Welt und wenn Du dein Tagwerk verrichtest, dann ruht sie!“
„Aber sag, liebe Sonne, kann ich sie nicht kennen lernen?“
Die Sonne sieht ihn sonderbar an. „Was du dir da wünschst, lieber Tag, das ist schon geplant! Aber es dauert noch lang bis dahin! Du musst Geduld haben.“
Der Tag blickt der Sonne erwartungsvoll ins Gesicht.
„Am allerletzten deiner Tage, Tag, wird die Erde in mir verglühen. Dann wirst du gemeinsam mit Morgengrauen und Dämmerung und deiner wunderschönen Widersacherin Nacht verschmelzen. Das verspreche ich dir!“ Während sie das sagt, macht die Sonne eine Fratze und grinst ihn böse an.
„Pffff! Sehr mysteriös, das ganze!“, flüstert der Tag und überlegt sich, ob die Sonne sich vielleicht über ihn lustig gemacht hat. Er ist verunsichert. Dann erinnert er sich an seine Geliebte, die Dämmerung, sie müsste doch etwas von der Nacht wissen. Er wird sie am Abend fragen. Geschäftig legt er sein Licht auf Stadt und Land und vollbringt sein Tagwerk. Er ist zufrieden.
Als er müde und erschöpft an diesem Abend an die Seite der Dämmerung sinkt, spürt er ihre innige Umarmung wie ein heilendes Bad. „Dämmerung, ach, Dämmerung! Wie gut du mir tust!“, murmelt er und genießt ihre weiche Gegenwart. Matt von der Liebe sinkt er zurück.
Während seine Lider immer schwerer werden, flüstert er seiner Dämmerung ins Ohr: „Sag mal, kennst du die Nacht?“ Doch da hat sie schon das blau-schwarze Tuch über ihn gebreitet und lauscht seinem ruhiger werdenden Atem. Dann wartet sie ein kleines Weilchen, bevor sie sich umwendet und ihren liebeswarmen Körper eng an die noch schlummernde Nacht schmiegt: „Wach, auf, Geliebte, es ist Zeit!“

© gabriele brunsch

sommerhaiku...

***



sommeridylle

die elstern schäckern wieder

schnäbeln im geäst



*** 


ahora-giocanda hat ein kommentargedicht geschrieben: 
(wunderschön)


Unter den Ästen
fließendes glitzerndes Licht
schwebend auf dem Fluss


*** 

Sonntag, 5. August 2012

TRANCEZUSTAND


...verwackelte gegenwart,
entrückt bist du,
dein verlangen schlingt sich um den augenblick,
durchpulst seine essenzen,
die fluoriszierenden inhalte
vibrieren im sonnengeflecht,
machen dich atemlos.
ungeduldig ergreifst du
das tuch der augenblicke an seinen enden
und hüllst dich damit ein,
lässt dich benommen fallen
in die trügerische vollkommenheit
und schließt die augen.
alles fließt,
alles zerfließt
im blutigen rot hinter den lidern,
endet der moment der blendung.
stillstand
 

© gabriele brunsch
 

Freitag, 3. August 2012

KATHARSIS

KATHARSIS
(ach...)


den neuanfang bemessen – 
den gleichwert von zeit umfassen,

wo beginnst du zu vergessen – 
wo das alte weg zu lassen.

(seufz)

wo ist zeit wert –

wo war leben gut gelebt zu sein,

was sollst du vergessen –

wie kannst du erneuert sein?


kann man sich denn je erneuern?

schleppt man doch die zeit, die zeit,

ohne unterlass verbunden,

endlos bis zur ewigkeit.

(lach)

lebensstunden-altpapier, vid.-

film, foto-zeit-gebranntes

fein-verschlupftes, rausgetobtes,

wohl-gehütet, alt bekanntes,


ins gedächtnis eingebranntes,

auf den schultern aufgedrücktes,

auf der seele, auf dem herzen,

schwer im magen, licht verzücktes.


reines, aufgewecktes leben,

düster-rau gelebte stunden.

wo bist du erneuerbar,

was kann sich zu neuem runden?

(schluchz)

altes gegen neues tauschen -

soll ich gnadenlos vergessen?

was mich prägte, was mich formte,

bin ich wirklich so vermessen?


gierig wird dein lebensecho

von der tumben zeit verschlungen,

magst auch trendy, modisch sein,

eh du’s merkst ist es verklungen.

(ächz)

wie agierst du, lächelnd, träumend,

trotz des eitlen wenn und aber

neu–geformt, und neu–erfunden,

frei von jedem wenn und aber.

( ;-) )

ich zweifle, tag-und-nacht-gequält,

was sollen all die fragen,

würde ich wirklich hier und jetzt

die antwort denn ertragen?

(YES!!!)

also ergreife zaghaft ich

mein leben bei den händen,

und wische menetekelzeug

von den gedankenwänden.



© gabriele brunsch

Mittwoch, 1. August 2012

leben


*

...eine bittere frucht,
ist das leben, eine frucht,
die den durst nicht löscht,
ein weghauchen der beläge
im grau-gelblichen augenglast,
schmerzvoll eingetrocknete
reste von gesprächen
und dem ermüdenden flackern
immer gleicher ansätze...

*