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Freitag, 12. Oktober 2012

haben oder sein

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haben oder sein

heute rief mich eine cousine an und fragte,
wie ich mich fühlte,
ich sagte, ich fühle mich sehr gut, und lachte.
das machte sie unruhig,
wie kannst du dich denn ruhig fühlen,
bei allem, was du erlebt hast?
ich antwortete, genau deshalb,
weil ich es erlebt habe, verstehst du?
ich weiß, was heiß ist und kalt,
ich kenne den hass und die liebe,
ich kenne die rachsucht und das wohlwollen,
ich kenne das lächeln und die fratze,
ich kenne den übermut und die bescheidenheit,
ich kenne den überfluss und die kargheit,
ich kenne das licht und das dunkel,
den erdigen duft des frühlings
und den süßen geruch vom herbst.
und den von der schneeluft auch,
die nach dem eisregen kommt...
ich kenne die glut,
deren schlieren auf dem asphalt
zu einer blaugelben fata morgana werden,
die einen wassertanz tanzt
nach der musik des sommers,
bis dir der atem stockt
und du meinst du wirst aufhören zu sein...
jetzt freue ich mich über deinen anruf,
sagte ich, nachher werde ich
einige nachrichtenclips von reuters,
cnn und bbc anschauen,
mich über den stand der welt informieren,
ereigniswelten - die welt meiner wahl...
noch sind wir im jetzt,
noch haben sie nicht
orwells sperrklausel gesetzt,
aber lang ist es nicht mehr,
(ich arbeite drum kann ich leben,
was für ein satz)
lass doch mal alle vermeintlich betrogenen
loslaufen und ihr recht einfordern –
mord und todschlag wird es geben –
schrie die unke und packte ihre erfahrung
beim schopf und lachte...
gleich werde ich mir mein buch
über die quantenmechanik
und ihre auswirkung
auf unsere moderne welt reinziehen
und zum wiederholten mal über
schrödingers katze nachdenken,
die in einer kiste hockt und
entweder lebt oder nicht,
wenn ich sie aufmach, die kiste,
so ein scheiß.
bei mir lebt sie immer,
bei mir ist sie vital, weil ich das so will!
versteht Ihr das endlich?
(ich hätte sie nicht reingetan, meine katze,
in schrödingers experiment,
niemals, niemals, niemals!)
ich liebe doch meine katze, was soll das...
so geht die logik dahin
mit einem experiment, das, von in quanten
dahin springenden teilchen abhängt,
die meine wohlige gegenwart befremden
und mir rein experimentell
meine katze bedrohen,
so geht das nicht, Dr. S.!
reinstecken, aussetzen, da liegt sie dann,
die arme logik, im kasten drin.
macht er ihn auf... was ist dann...
ist es dann aus und vorbei mit der logik?
oder verflüchtigt sich alles
was logisch erscheint und ist weg?
doch spaß beiseite:
nachher füttere ich
meine katze und schaue
zum fenster hinaus und
lausche dem wilden spiel der kinder,
den kindern der nachbarn,
und sie werden die sein,
die irgendwann lauschen,
und still werden, wenn’s abend wird...
jetzt schwirren sie aber
wie nicht ortbare teilchen herum,
deren bewegung keiner fesseln kann,
so wie der wind und der duft,
der nicht vorhersehbar ist
und genauso wirr und nicht greifbar ist,
wie der unerklärliche augenblick,
den niemand mathematisch erfassen kann...
(denn die welt ist schrödingers kiste)
wenn im gewölbe dieser welt,
dort, wo es nach leben duftet,
ein klang entsteht...

© by Gabriele Brunsch 2009


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