alle gedichte, fotos, bilder und texte auf diesem blog sind von gabriele brunsch / LadyArt erstellt, andere autoren sind besonders genannt. nicht nur das gesetzliche,auch das aus moralischen gründen zu respektierende urheberrecht gilt hier – obgleich nur der zufall das vergehen aufdecken könnte,aber ist die welt nicht voller zufälle -

Copyright for all POEMS, TEXTS, PHOTOS and PAINTINGS published here is reserved to © Gabriele Brunsch

DIESES BLOG WIRD ARCHIVIERT vom DEUTSCHEN LITERATUR ARCHIV MARBACH

DIESES BLOG WIRD ARCHIVIERT vom DEUTSCHEN LITERATUR  ARCHIV  MARBACH
Deutsches LiteraturArchiv Marbach

Follower

Montag, 27. Januar 2014

Auschwitz



Auschwitz


von jedem menschen
die haare, zuhauf,
was nicht schon
zu filz verarbeitet
ist dem betrachter

preisgegeben.
schau doch,
blondes haar,
braunes, schwarzes,
kurzes, langes,
glänzendes,
stumpfes,
gepflegtes...
gestopft in einen
container aus glas.

brillen,
von klaren augen,
verlorenen, trüben,
von augenblicken,
starr oder direkt,
traurig und fröhlich,
ernst und verstohlen,
hilflos und fest,
gelenkt
ins diesseits und jenseits,
einst,
doch hier
einst gebrochen....

die goldkronen sind weg,
rausgerissen,
rausgezerrt
mit zangen,
gierig,
aus leichen,
die wehren sich nicht,
brauchgold ist ziergold,
hat keinen stempel,
der seine herkunft
benennt,
unsichtbar jetzt.
zieren vielleicht
als piercing-gold
nabel und zunge,
oder als schließe
die kette
den hals der schönen,
das ohr, den arm.

und dann,
als sollte man noch mehr
ertragen
als wärs nicht schon genug,
von jedem kind
die schühchen,
die strauchelschühchen
vom kindchen,
dem kleinen,
das gehen lernt,
die braunen vom bübchen,
das mit dem pferde reitet,
und dem waghalsigen,
das gerne im matsch spaziert,
die kleinen weißen aus seide,
die tanzschuhe,
diese zarten vom mädchenfuß,
zu klein um nicht zu bezaubern
mit ihrer unschuld...
sind da,
zu hunderttausenden
in den schaukasten gepfercht.

oh, elend der erkenntnis,
- beklemmung -
diese welt findet
keine ausflüchte mehr,
keine,
und jede selbstgefällige
erklärung wie
die neue welt sein soll,
wie der mensch ist,
sein kann, sein sollte,
versickert,
versickert im glaskasten
der gefüllt ist
mit haaren
und brillen
und schühchen,
und dem atem
dem blick
dem zaudern
dem stolz
der menschen,
die unauslöschlich
unsere nächte bevölkern,
den halbschlaf,
und die schuldhafte
ausweglosigkeit
mit hilfloser gegenwart
und
zweifelhafter zukunft belasten...

1998 © ALLE RECHTE BEI GABRIELE BRUNSCH

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen