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Donnerstag, 19. Februar 2009

Guiyu, Largest E-Waste Site On Earth - Bildergalerie hier zu sehen... - TITEL nur ANKLICKEN!

http://inksolutionsfiles.worldpress.com

Vor fast einem Jahr wurde ich durch Bjoern Ziegert auf diese Seite aufmerksam gemacht und habe seit dieser Zeit nicht aufgehört junge Menschen darauf aufmerksam zu machen, auf welch empfindlichem Untergrund ihr Reichtum und ihre Wohlergehen ruht.
Guiyu – (ausgesprochen Gwey-yoo), dieser unglaubliche Ort, zeigt, dass all der Glanz, all dieser Schimmer, der Stolz, mit dem wir uns tagtäglich als mächtig erweisen und mit dem wir uns (so wie ich jetzt) stilvoll in die ganze Welt hineinkatapultieren, mit Bits und Bytes und Megapixels eine elende Kehrseite hat, die von Gift und Vergiftung, von Todesgestank und Ausbeutung, von den tiefsten, elendsten Beweggründen handelt, zu denen Markt, Fortschritt und Handel, Kapitalismus und Technische Errungenschaften fähig sind.

Nun, Millionen von Computern, Mobiltelefonen und Hightech-Geräten aller Art müssen entsorgt werden, weil der Fortschritt mit Siebenmeilenstiefeln voran schreitet und wir immer mehr, immer höher, immer schneller, immer weiter wollen, und das ist gut so, weil wir es doch genießen können, dieses ganz hoch hinauf, dieses ganz weit hinein bis in den letzten Winkel und das ist gut so! Gab es denn je so etwas?

Vielleicht ist die Lust und der Genuss vergleichbar mit dem Gefühl derer, die als erste die Macht der gedruckten Schrift spürten oder jener, die telephonierten (es soll sie in die Sucht getrieben haben!), oder jener, die mit einer großen Kutsche schnell von Hier nach Da kamen, oder der Leute, die als erste eine Eisenbahn bestiegen und die LANDSCHAFT vorbeirauschen sahen, oder jener, die sich in die Lüfte schwangen, endlich, und die Welt so weit von oben betrachteten! Welche Macht, welche Entrückung, wir fliegen ins All, ins Welt-All,

in die All-Welt hinein...

Ich habe den Punkt erreicht, der mir die Macht gibt die Illusion zu haben über den Oxford Dictionary mit mehr als 600.000 Einträgen zu verfügen, den Brockhaus mit 80.000 Stichwörtern auf dem handtellergroßen Screen hin- und herbalancierend betrachten zu können und 310 gedruckte Bände von Wikipedia Deutsch, mit dem bloßen Berühren der Fingerkuppe, diesem unscheinbaren „touch“ herbeizuzaubern...

Oder „Sex on Demand“, oder „Rezepte aus aller Welt“, oder „Bombenbauanleitungen“ und Liebesgeschnulze quer durch die Kontinente und dieses und jenes von Bildzeitung bis Geo.

Und all das mit der Genugtuung zu denen zu gehören, die es geschafft haben, (und so war es immer, mit diesem süffisanten, selbstgefälligen Siegergrinsen im Gesicht) ich kann mir das doch leisten, ha!

... Mist, und was werde ich morgen tun und denken, wie werde ich morgen handeln, morgen, wenn ich den alten Computer mitsamt der Tastatur und der Supermaus raus stelle, vor die Tür, weil der Sperrmüll kommt?

Werde ich mich dann dort hinstellen und fragen, hallo, was macht ihr denn mit meinem E-Schrott? Nein, werde ich nicht, weil ich wie alle Welt scheinheilig in meinem Zimmer sitze und hoffe, dass irgendjemand die Initiative ergreift und losrennt und die Behörden benachrichtigt, die Zeitungen mobilisiert, die Regierung sensibilisiert.

Nein, ich vermute mal, nix von dem wird geschehen.

Und da ich weiß, dass hier auf meiner Seite maximal 250 Leute im Monat eintrudeln und dass von denen nur ein geringer Teil überhaupt daran interessiert ist, meine Gedanken zu lesen, geschweige denn nachzuvollziehen, denke ich mal, dass meine Frage versandet oder verpufft.

Also, was soll/ich – sollen/wir tun?

Wo ist die Lobby für mich/uns, die mich/uns stützt?

Wo ist die Lobby, die Guiyu entbehrlich macht.

Wer zwingt die Erzeuger sich um die Wahnsinnsfrucht und ihre Nachkommen zu kümmern...

Wer zwingt uns die Entsorgungs- bzw. Wiederverwertungsindustrie wie sie jetzt besteht dadurch abzuschaffen, dass wir die Erzeugerindustrie zwingen v o r a u s z u d e n k e n und v o r a u s z u p l a n e n ...

5 Kommentare:

  1. Liebe Gabriele,

    vielen dank für diesen Artikel.
    Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher was ich darauf nun kommentieren soll. Doch bin auch ich, genauso wie Du und wahrscheinlich auch viele andere in der Situation, dass man sich dem ganzen bewusst ist, aber dieses Bewusstsein irgendwann so dramatisch in einem selbst anschwillt, dass man bewusstlos wird. Ohnmächtig. Schwach.
    Es ist nicht leicht wenn man zu der Sorte Mensch gehört, die bei solchen themen nicht einfach abschalten können. Wenn man nicht zu den Menschen gehört, die in der Lage sind die Realität als unveränderbare Größe anzusehen.

    Weiterhin stelle ich mir aber auch immer wieder die Frage, wie es denn möglich sein kann dauerhafte, soll heißen nachhaltige Lösungsschritte zu entwerfen.
    Ich scheitere bei diesen Gedankengängen jedoch immer am Menschen. Und dem Bewusstsein des Menschen. Und der Herdenfolgsamkeit des Menschen.. usw.
    Und je mehr ich mich in diesen Gedanken verliere umso schwieriger fällt es mir etwas Gutes im Menschen zu sehen und aus diesem Guten Hoffnung auf Bewusstseinsveränderung zu schöpfen.
    Und gleichzeitig glaube ich auch, dass nur alleine die Realisten, also diejenigen, die eigentlich die Dinge nüchtern sehen und auch häufig eigentlich nicht wirklich bereit sind etwas daran zu ändern (nicht alle, ich kenne auch andere), das nur diese Realisten alleine etwas wirklich effektives und nachhaltiges schaffen könnten, weil sie die geistigen natürlichen und realen Wahrnehmungsfähigkeiten besitzen.
    Und solange diese nicht bereit sind aufzustehen, werden die Idealisten mit ihren kümmerlichen Wehklagen und seien sie noch so aktiv, nie etwas erreichen können.

    So ist mein bisheriger Stand..

    Liebe Grüße
    fabian

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  2. Anonym20/2/09

    Lieber Fabian,
    Danke für Deine Antwort.
    Ich habe ein wenig recherchiert (im Netz) und eine ganze Menge Artikel gefunden, hauptsächlich aus Amerika, wo immerhin verschiedene Aktivisten, mittlerweile auch Greenpeace versucht haben, die dunklen Kanäle über die der giftige Schrott nach China transportiert wird, aufzudecken. Es ist wirklich von Grund auf kriminell, was unsere, die westliche Seite anbelangt. Die Makulatur, dass edler Computerschrott auf "grüne Art" entsorgt wird, dieses "gute Gewissen" ist endgültig dahin.

    Ich las, dass es für die Hersteller der Computer z.B. nur eine Investition von 1 € wäre, eine sinnvolle Entsorgungsstrategie mit in die Dinger hineinzuplanen...

    Gabriele

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  3. hm dann kommen wieder unsere Globalwirtschaftler, die sagen, dass 1Euro hochgerechnet auf die Masse der hergestellten und zu entsorgenden Geräte, horrende Summen ergeben würde, die im globalen, gnadenlosen Wettbewerb einfach nicht tragbar wären. Da investiert man diesen Euro lieber noch in mehr Arbeitsspeicher oder sonst irgendwelchen Schund, nur damit wir immer mehr und mehr hochladen und speichern können.
    wenn man konsequent wäre müsste man sich selbst aus der abhängigkeit der digitalen Welt befreien und ausschließlich mit "sauberen" Medien arbeiten und mit ihnen die erforderliche Propaganda betreiben um diese westliche Machtkriminalität aufzudecken, bekannt zu machen und plattzumachen.
    Vielleicht(!!) kann man sich dann wieder ruhigen Gewissens digitalisieren.
    Doch was kommt dann? Diejenigen Menschen die dann bewusst und ruhigen Gewissens dieses (spezielle) Verbrechen begangen haben verschwinden ja nicht einfach so. Die suchen sich eine neue Nische um ihre Geschäfte zu machen.

    Wo und vor allem wann kann so etwas dann aufhören?

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  4. Hallo!

    Ich stimme Dir grundsätzlich zu, lediglich die Schlußfolgerung, weil wir immer weiter wollen, deshalb müssen wir soviel Müll produzieren, teile ich nicht. Es ist nicht unbedingt notwendig, immer das neueste Handy, den neuesten (Spiel-)Computer, das Auto, das alles hat und kann zu besitzen und schon gar nicht ist es notwendig, das alles nicht in Europa zu produzieren. Aber dann wäre alles nicht so schnell, denn wir haben Umweltauflagen, wir haben ein Sozialsystem und wir haben Bürger, die erst einmal schauen, ob man das nicht irgendwoher billiger bekommt.
    Dass das, was uns da als Fortschritt verkauft wird, keiner ist, ist richtig, aber gegen den Fortschritt zu sein löst das Problem auch nicht. Fortschritt ist schon gut, aber das Keyne'sche Wirtschaftssystem lässt nur Wachstum auf Kosten anderer zu. Und wir und die EU schauen zu und stellen uns blöd. Und die Wirtschaftsfachleute erklären uns dauernd, dass das nur so geht und wenn es nicht mehr geht, dann zünden wir irgendwo, nur nicht zuhause, einen Krieg an.

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  5. Anonym3/3/09

    @karl

    schön, dass du den weg in/auf/ mein blog gefunden hast.

    "weil wir immer weiter wollen, deshalb müssen wir soviel Müll produzieren, teile ich nicht." -

    Ob das neue von Apple als "green" angepriesene notebook wirklich umweltfreundlich und leicht recyclebar ist kann ich nicht nachprüfen und muss es erst mal glauben.

    Ich bin reiner User, der mit der hardware und ihrer Installation wenig am Hut hat, lieber Karl, aber ich habe mir vor 5 Jahren einen Laptop gekauft, mit dem ich mich noch stolz lächelnd über die geringschätzigen Blicke der Anwesenden hinwegsetze - und vor zwei Jahren einen neuen Computer mit großem Bildschirm, weil's einfach ...

    ...und meine alten Computer, nimm es mir bitte nicht übel, aber die wollte wirklich niemand mehr haben. Selbst zum Aufrüsten waren sie weitestgehend unggeeignet.

    In meiner Familie haben seit den frühen 80er Jahren mit Atari und Amiga mehr als 10 Computer ihr langes Leben ausgehaucht, und sie wurden wirklich heiß und innig geliebt und waren wirklich den Aufgaben, die sie erledigen sollten nicht gewachsen.
    Aber: so lange es nur ging haben wir sie natürlich jeweils aufgerüstet...

    Aber ich denke mal so geht es den meisten Leuten, die sich mit Computern abgeben.

    Ich bin nicht gegen Fortschritt, im Gegenteil, ich genieße ihn sehr...

    Ein Gedanke zum Abschluss:

    Wir wissen nicht, wie die Welt in Hundert Jahren aussehen wird. Aber lass mal die Logistik für Wasser und Strom kurz ausfallen, dann wird es sein wie mit den Aquäducten und unterirdischen Wasserleitungen, die Thermen, die hypokaustischen Heizungen in den Hibernien der Römer und Griechen -
    alles Wissen war einfach weg. Über Jahrhunderte, es wuchs im wahrsten Sinne des Wortes Gras drüber.

    Liebe Grüße
    Gabriele

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