.
Die Mauer wuchs um mich herum, in Glockenform,
schalldicht und gläsern, sonderbar gedämpftes Sein,
darin nur ich und ich, und Muschelrauschen das betäubt.
Ist’s nicht mein eignes Blut das orchestriert?
Ich weiß, ich weiß schon längst, dies Ding ist fest.
Die Seelenpein perlt wie Champagner an der Wand aus Glas.
Was meine Welt anpisst, was geht’s dich an,
war je ich Augentrost für dich? Nun will ich Dorn Dir sein!
Dein Blick ging über meine Stirn hinweg,
dort wo Du hinschaust bin ich nicht. Dort war ich nie.
Was noch voll Milde wurde starr, wenn es mich sah.
Ich hab mich nie versteckt, ganz offen war ich, ganz,
zu weich, zu klein, zu schwach, zu wenig war ich
von der Welt für Dich, die Du von mir erträumt...
Aus diesem frostigen Metall erwächst mir Glut,
verbrenne ich Verachtung - davon die Augen leuchten,
verbrenne ich Verdruss, verbrenne ich die Niedertracht,
verbrenne ich den Abstand, der mich von Euch trennt.
Ich fass Euch an mit meiner heißen Hand, ihr werdet sehn,
mein Schreiten reißt im Rhythmus Risse in die Wand,
Pam, Pam, Pam von Neuem und zerklirrt das Bild von mir,
fasst es ganz neu, nach meinem eignen Planentwurf.
ich nehme mir die Macht, ich präge, stanze mich ganz neu,
Pam, Pam, Pam... Katharsis ...Pam, Pam, Pam.
Am Tunnellende Licht, siehst Du ich wandle mich?
Was kümmert mich dein Zittern, dass dein Atem stockt,
noch ist die Welt im Alltagssumpf verschwitzt, ist so normal,
noch hast du keine Not und keine Ahnung, keine Qual.
Du fragst nicht nach dem Druck, nicht nach der Wut.
Du siehst auch nichts. An meinen Augen, meinem Lippenstand,
am Pulsschlag wo die Halsschlagader rast, am düstern Faltenwurf
des Lids, am Trotz? Mundwinkel ebenmäßig aufgestellt,
was weißt du, hast du je gewusst von meiner Welt?
An diesem Morgen los ich Leben mir als Pfand,
die Summe Angst versengt den angestauten Hass,
der wilde Lauf des Racheengels ist das Maß.
Dort, wo die Feigheit wohnt, dort bin ich nicht,
erkennst du jetzt mein hehres Potential? Ich steh im Licht.
Im Mauerwerk der Schläfen wird das Rauschen lauter,
der Takt der Schüsse automatisiert den Schritt,
die Welt versinkt in schattenhaften Schemen,
dein aufgeblähtes Heldentum, das nehm ich mit mir mit.(Dieses Gedicht schrieb ich Mitte März 2009 nach dem schrecklichen Ereignis in Winnenden.)
Eine spannende Studie. Darüber musste ich lange nachdenken.
AntwortenLöschenDie Tränen der Eltern.
AntwortenLöschenFiel gestern nicht
Schnee?
http://www.haiku-heute.de/Archiv/Ausgabe_2009-04/ausgabe_2009-04.html
Viele Grüße
Ralf
@bjoern
AntwortenLöschen...schrieb ich, nachdem ich den videoclip sah, den jungen auf einem parkplatz, desorientiert, linkisch, kurz bevor er sich das leben nahm.
danke, dass du dich mit meinem gedicht beschäftigt hast.
@ralf
AntwortenLöschendanke für die erinnerung an dein haiku. ich mag haiku, die sich auf sanfte weise mit den realitäten des alltags beschäftigen.
ein schönes wochenende.
mir fehlt noch mein herbst-haiku - ach, wenn es doch nur schon käme, hoffentlich bin ich nicht wieder zu knapp dran.
Herzlichen Glückwunsch zum Posting.
AntwortenLöschenHugs.
Brasilien.