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DIESES BLOG WIRD ARCHIVIERT vom DEUTSCHEN LITERATUR ARCHIV MARBACH

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Sonntag, 17. Januar 2010

Haiku vom Schneematsch




die zeit sie tröpfelt
bei eisregen und schneematsch
warten wird zur pein

.
.
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TV-fußballlärm
im schneematsch
die arzttasche





Samstag, 16. Januar 2010

.
.
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wohin führt die straße
wohin nur wohin
die katze zögert

.
.
.

Montag, 11. Januar 2010

...schneetaub...

...vom dichten Schneegestöber gezwungen fahre ich langsam durch den tiefen Neuschnee, das Schrab-Schrab der Scheibenwischer passt sich mühsam meinem Fahrstil an, ist auch gedämpft wie alle Geräusche, ich bin in einem Schutzballon, in einer kleinen Welt aus Leben, und das da draußen, dieses Meer aus Weiß, ist eine feindliche Zone, durch die ich nur heil hindurchkommen muss, um vielleicht einen größeren Schutzraum zu finden, als den Dahinrollenden, der mich hoffentlich von hier nach da bringt ohne zu desorientiert abzugleiten und zu versinken. Ich habe warme Filzstulpen an den Händen und Handschuhe und mein Sitz ist mit einem weichen Fell bezogen, die Heizung schnurrt vor sich hin wie eine alte Katze und ich weiß, dass ich auch für den Notfall gut gerüstet wäre.
Mein Sichtfeld ist eingeschränkt, die Straße vor mir ist nur ein Gewirr von angedeuteten Reifenspuren, in die ich noch eine weitere Variante hineinfahren werde, rechts und links sind weiße Berge unter denen sich irgendwas verbirgt, da wo noch gestern die Gehsteige und Stufen waren, da ist nichts als Weiß, formlose Dichte, und mein angstvoller Blick auf die Armatur sagt mir, dass alles in Ordnung ist. Da beginne ich zu rutschen, ich weiß nicht warum, vielleicht war ich kurz abgelenkt und habe nicht genug aufgepasst in der Kurve. Das Auto hat seinen Halt verloren, das vorsichtige Drehen des Lenkrads greift nicht, mein Fahrzeug scheint zu fließen, es wird schneller, ich drehe die Reifen so, dass ich vielleicht doch noch lenken könnte, wenn die Reifen wieder greifen, aber vergeblich, so hupe ich wenigstens mit einem heftig anhaltenden Sirenenton, in der Hoffnung, dass sich jeder, den ich möglicherweise mit meiner Rutschpartie gefährden könnte, aus der Schusslinie begibt. Schließlich merke ich, dass ich wie ein Schneepflug eine größere Menge Schnee mit meiner Fahrzeugseite anhäufe und diesen anwachsenden Schneeberg mit mir mitschiebe, bis ich schließlich mit einem dumpfen Plopp in ihm zum Stehen komme.
Verwirrt steige ich aus und gehe um das Auto herum um zu sehen, wo genau ich zum Halt gekommen bin. Doch da ist so viel Schnee und nichts als Schnee und ich bin zumindest froh, dass hinter mir nicht noch ein Auto aus der Spur kommt und zu mir herüber schliddert... da sehe ich sie. Ich habe meinen Schneeberg direkt in eine kleine Bushaltestelle mit einer Bank hineingeschoben, bzw. bis kurz unter ein Glasdach. Kaum einen Fußbreit vor die Schuhspitzen von drei gläsernen Wesen, die in diesem durchsichtigen Schutzhäuschen stehen, eingebettet in Weiß. Sie schauen mich mit großen Augen an. An ihre Beine gelehnt sind schwarz-rosa Büchertaschen. Die Mädchen stehen wie angewurzelt und regungslos da. Es sind Märchenfeen aus einer anderen Welt. Sie stehen da, umgeben von Schneebergen, Schneemassen und Schneehaufen mit rotgefrorenen Nasen und Wangen. Sie haben zarte Winterstiefelchen an ihren langen Beinen, die bis zu den hellblauen Miniröckchen nur in schimmernden Strümpfen stecken. Ihre kurzen weißrosa Jacken lassen den Blick frei auf ein bezauberndes Dekolleté, die kleinen Kragen mit Pelz sind ein Gag, der wohl zaghaft andeuten soll, dass sie wirklich für den Winter gemacht sind, wer würde auch im Sommer ein Pelzkrägelchen an der Jacke tragen. Und wie schön sie sind, Eisprinzessinnen, unwirklich und sonderbar. Die schwarze Umrahmung ihrer rosa Büchertaschen ist der einzige krasse Farbfleck im Ton-in-Ton von Landschaft und Objekt.
"Der Schulbus muss da halten!", mahnt eine zögerlich und schaut in die Richtung aus der ich gekommen bin. Ob sie mir helfen werden, mein Auto aus der Schneemasse heraus zu schieben? Zweifelnd fällt mein Blick zurück auf ihre Knie, die wohl mitsamt den Stiefelchen bis zu den Schenkeln in dem Schneeberg versinken würden, nein, das kann ich ihnen nicht antun. Prinzessinnen sind ohnehin nicht zum Arbeiten gemacht, schon gar nicht zum Befreien eines Autos aus einem Schneehaufen. Das wäre wie ein Schneebad für sie, und ob Eisprinzessinnen überhaupt je ein Bad im Schnee nehmen, das bezweifle ich. Ich denke mal, dass Eisprinzessinnen nur dazu da sind, in einer Wüste aus Weiß "schön" zu sein und die Irrationalität der Welt vor mein schneeblindes Auge zu führen. Ich winke, werfe eine Kusshand und beschließe es alleine zu versuchen.
Ich steige wieder ein, bewege das Lenkrad ein wenig hin und her, lasse den Motor an und versuche dann mit dem langsamsten Herantasten an das Greifen der Kupplung die Bodenhaftung im Rückwärtsgang zu finden und wirklich, es gelingt mir mich aus dem Berg zu befreien und mich wieder in die Straßenspur hineinzufädeln. Die drei, vielleicht waren es ja auch nur imaginäre Schneefeen, stehen mit ihren Büchertaschen immer noch so wie vorher reglos und mit großen Augen herüberschauend in ihrem Unterstand und versuchen Haltung zu wahren. Fast sind sie schon wieder vom Schneegestöber verschluckt, da lasse ich mein rechtes Fenster herunter um mich genau zu vergewissern, ob es nicht eine Schimäre war. Ich rufe: "Hoffentlich kommt der Bus bald!" Keine Regung! Ich rufe erneut: "Euer Bus, hoffentlich kommt er bald!" Keine Regung. Die drei sehen einander an, dann nimmt eine ihre Kopfhörer aus den Ohren und deutet mir an, dass sie mich jetzt sicher verstehen könnte. "Habt Ihr mein Hupen nicht gehört?", rufe ich jetzt, von einem heißen Angstschauer durchflutet. "Wieso?", ruft sie, "Wieso? Haben sie gehupt?"

Samstag, 2. Januar 2010

NEUJAHRSNACHT




-->
wär ich voll unschuld - wär mir das hoffen so leicht,
und der eisige schneewind der sonnwendnacht
trüge spuren vom längeren tag in meine träume,
wäre der lilafarbene horizont nicht erstarrtes licht,
sondern ein abendschein seltener schönheit.


so stolper ich über flaschen, papiergirlanden,
und hölzerne stöckchen, raketentuben,
reste der haltlosen nacht, wo alles jubel ist,
heiterkeitssalven und lichterirrsinn, taub und stumm,
inmitten des trubels, ermattet, geschoben, gehalten,
im zentrum des kreisels, lustlos ins neue jahr.




Samstag, 26. Dezember 2009

...wär ich voll unschuld...





nach der weihnacht.

der duft vom tannengrünzweig


durchschwebt matt die räume.

ein glanz aus sternen


in silbrigem weiß und golden.

engelhauch.


wär ich voll unschuld...






Sonntag, 20. Dezember 2009

...la mère et l'enfant


... und wünsche allen Besuchern meines Blogs
ruhige und besinnliche Feiertage.

Diese zauberhafte Skulptur stand in der Nische einer kleinen Kirche in der nördlichen Bretagne. Leider fand in diesem Augenblick eine Prozession statt, sodass ich meine Fotoaktion beenden musste...

Sonntag, 13. Dezember 2009

...und ist m e i n Krieg am Hindukusch

Angesichts der sich überschlagenden Ereignisse anlässlich der Bombardierung
der Tanklastzüge mit vielen Toten, möchte ich dieses Gedicht, das ich damals
schrieb, als die Nachrichten auf uns schwappten und die Diskussionen begannen, noch einmal einstellen - im Blog rutschen die Dinger weg wie nichts, als seien sie, einmal geschrieben, bedeutungslos geworden - so ist es jedoch nicht, deshalb...

Meine Meinung hat sich nicht geändert, das Gedicht spricht meine Verzweiflung
an. Ich bin eine deutsche Frau, und unsere Soldaten sind in einem Gebiet, in dem
bezüglich der Kompetenzen und Machtansprüche absolute Verwirrung herrscht.
Wir sollen schützen und beim Aufbau helfen, sind aber jede Sekunde selbst in Gefahr. Was sich dem Leser hier aus den Nachrichten präsentiert ist ein winziger, abgeschwächter Bericht, der sich im weichen Sesselkissen sehr leicht ertragen lässt.

In so einer undurchsichtigen, sich sekündlich verändernden Gefahrenzone leben und wirken zu müssen, stellt eine Ausnahmesituation dar - und nur die stärksten werden sie psychisch heil überstehen. Ich diskutiere nicht "für oder wider Krieg" hier, (für mich "ist es Krieg"), sondern nur wie sich mir die "tatsächliche" (?) Situation darstellt - ich versuche meinen Schrecken und meine Ängste auf diesem Weg zu verarbeiten - das Wort "Schuld" wird man hier nicht finden.


(bitte auch lesen: http://www.kunst-frau.de/page52.html )



...UND IST MEIN KRIEG AM HINDUKUSCH...


- es ist ein schlimmes verwirrspiel,
die argumente schlagen gegeneinander
trommelwirbel mit atemloser hast -
und die kontroverse diskussion
zersplittert den sachverstand,
und du weißt nur, dass du nichts weißt,
oder zu wenig...

...aber, kann man denn je,
jemals ein richtiges wissen haben,
ein richtiges argument, einen grund,
einen, der krieg rechtfertigt,
einen, der in der letzten konsequenz,
den tod von vielen mit einkalkuliert,
ihn mit bleiernem grinsen hinnimmt,
das schluchzen und weinen der fliehenden,
den glasigen gebrochenen blick der zerrissenen,
die wutschreie der kämpfenden...
auf beiden seiten,
denn alle kämpfen für die richtige sache,
für ihre wahrheit,
für ihren grund,
für ihr richtiges argument,
weil sie das echte wissen haben,
das ihnen den mut und die kraft gibt,
die rechtfertigung zu glauben,
ihr kampf sei die einzige bedingungslos
wirklich vertretbare konsequenz,
sinnvoll und wert, wert das eigene leben
einzubringen, bereitzustellen
vor den opferstock einer fiktiven zukunft...

...während wissen und verständnis
in rinnsalen versickern,
jounalisten ihre augen und ohren
in sicherem abstand in ritzen zwängen,
kollateralschäden abtasten
und google-earth die rasterfahndung verrätselt,
erfüllen flüstern und hecheln die luft,
schlägt die lüge – mit tausend zungen –
im echo verstärkt von fels zu fels
während der neue und der verkrustete
angstschweiß wie eine dunkle aura
die harrenden kämpfer umstrahlt,
und niemand genau weiß was war
und niemand genau weiß was ist
und niemand genau weiß was wird,
weil krieg nicht kalkulierbar ist,
weil hass nicht kalkulierbar ist,
weil wut nicht kalkulierbar ist,
und lust und macht und machtgelüst
sich ausbreiten wie ein flächenbrand,
vernunft sich in rauch auflöst
und asche den himmel verdunkelt...

...da sitzt du und legst die hände
auf gesicht und augen
und suchst nach gründen
im selbstgeschaffenen
sicheren dunkel.
vor dir irgendwo, in reichweite,
die gelesenen passagen,
die berichte, die gesammelten einsichten
und fakten, diese sinnträger,
die schwarzen zeichen auf weiß,
sind trommelwirbel hinter den lidern,
und während du argumentierst
tun sich fenster auf vor dir
und du schaust hinaus und hinein
in tiefe gebirgstäler mit versprengten dörfern,
frauen mit burqa weil es immer so war,
mohnfelder auf lichten höhen, gemüsegärten,
auf kahlen hängen, die der blick trifft, ein knecht,
viele knechte, ein bauer, viele bauern,
ein kind mit der hacke, dem bündel,
die feldarbeit im steilen gebirg ist mühsam.
wessen berg ist das, wessen dorf, wes knecht,
dorfälteste, räte, warlords mit ihrem machtnetz
von felssturz zu fels...

und taliban klettern wagemutig auf schleichpfaden.
hörst du den ruf des falken,
den gesang der nachtigall,
das zirpen der grillen,
die musik der natur durchwebt
arg- und ahnungslos die luft.
zerborstene häuser, straßen, brücken, wege,
dächer und brunnen, ruinen und einschusslöcher
wo längst wieder oder immer noch wohnung ist,
zaudert der fuß das offene feld zu durchspringen,
barst nicht erst gestern die mine, so nah...
...und im unwirtlichen, zerklüfteten land,
in den talfurchen, den bergmassiven,
unter dem geröll der halden ruht gold, silber, bauxit,
wolfram, uran, zink, kupfer, mangan, öl und gas...
...und irgendwo im ledersessel sitzend
schieben in trilateralen runden
die global vernetzten,
multipolar etablierten gamelords
ihre bauern über das spielfeld
und der zeiger der uhr klickt weiter,
und einer sagt leise:
„bald wird das fell des bären geteilt!“





Dienstag, 8. Dezember 2009

A p h o r i s t i s c h e s von P E T R O S (und vieles mehr - und... lesenswert!)

Petros schrieb folgenden A P H O R I S M U S :

.
Das Bild, das ich sehe, ist das Bild, das ich male; denn
das Bild, das ich male, ist das Bild, das ich sehe.


Meine Gedanken dazu:

in der tat, etwas anderes wird uns auch nicht gelingen…


“malen lernen ist sehen lernen” bzw. “was du nicht erkennst, kannst du nicht beschreiben/malen/zeichnen”

ich denke, das kann man sowohl auf unsere lyrik als auch auf die darstellende kunst anwenden.

wunderbar ist, dass, obgleich seit homer (ppt) die menschen schreiben und beschreiben, dichten und erdichten, es doch in jeder generation immer wieder künstler gibt, die dazu bestimmt sind, die welt sprachlich neu zu definieren.

faszinierend…


(so ganz am Rande kommt mir die Sprachlosigkeit und Leseabgeneigtheit unserer Jugend in den Sinn - und das Wehklagen und die Angst darüber, dass ihnen allen die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben verloren gehen könnte: Du arme Welt!

Doch, ich bin in meiner Kindheit in vielen Wohnungen gewesen, in vielen Kinderstuben und vielen unterschiedlichen Häusern. Ich sah sehr viele reich ausgestaltete Räumlichkeiten, Bücher allerdings (außer Atlas, Blumenratgeber und Brockhaus im Meter) waren darin kaum zu finden, ich sah schlichte, karge Wohnungen in denen Bücher Teil der Behaglichkeit waren. Während meiner etwas wirren Schulzeit - mehrmalige Schulwechsel inbegriffen - war das Lesenmüssen für die meisten Schüler eine elendig mühevolle Aufgabe, deren man sich gerne dadurch entledigte, dass man vor den Stunden andere Schüler (z.B. mich) ausfragte, was denn im Text wichtiges versteckt sei. Der Genuss am Lesen, diese Freude, die sich, je nach Text bis in einen emotionalen Lustzustand hinein steigern konnte, dieses Be-Greifen von gelesenen Worten, diese Gier sie immer wieder von Neuem hervorholen zu wollen, um diesen Kick des ersten Mals erneut erleben zu können (und bei guten Texten riss dieser Genuss auch nicht ab!), das spürte ich sehr jung, ließ sich nur sehr selten mit anderen Menschen teilen. Ja, im Gegenteil, ich stand oft sehr einsam da, wenn ich mich mitteilen wollte, bzw. wenn ich die Lese-Gespür-Erfahrung eines "Mit-Lesers" erfahren wollte.

Dies bringt mich dazu folgende Gedankenkette weiter zu winden:

Ist es wirklich wahr, dass die Kinder früher mehr lasen als heute? Ich meine damals, bevor der Fernsehapparat Einzug ins Wohnzimmer hielt. Ich bezweifle es. Angesichts der Umkehrung von Absolventenzahlen in den unterschiedlichen Schulzweigen beschleicht mich der Verdacht, dass die Erwartenshaltung an die Bildungsbereitschaft der Menschen im Allgemeinen gestiegen ist, aber die Fähigkeit und die Lust sich bilden zu lassen, oder sich bilden zu k ö n n e n, sind mit dem schulischen Angebot nicht gestiegen. Oder anders - ist die Tatsache, dass alle Schüler die Möglichkeit haben weiterführende Schulen mit anschließendem Hochschulstudium zu besuchen auch direkt Beweis für ihr ureigenstes Bildungsinteresse?

Denken Sie an Ihre Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel, denken Sie an die Verwandten Ihrer Freunde, Arbeitskollegen ...

Wie hoch ist der Stellenwert eines Lesevergnügens in den unterschiedlichen Familien?

...schon der Lesetisch in verschiedenen Arztpraxen könnte Anstoß für tieferes Grübeln sein...

...wenn nicht aber eher zu unbändiger, erkenntnisreicher Heiterkeit!)



Donnerstag, 26. November 2009




VIEL STILLER DER SEE

SO LEICHENBLASS UND FADE

VÖLLIG ENTKRÄFTET


KLATSCH KLATSCH - HÖRST DU IHN?

DEN HÖLZERNEN SCHLAG - KLATSCH KLATSCH

WEHMUTSGESCHLUCHZE


WER MAG ERTRAGEN

DAS ELEND DIESER ZEITEN

STURMGESCHÜTTELT ROH


DAS CHAMPAGNERGLAS

PERLEND - DIE LIPPEN VERZÜCKT -

GIB ANTWORT MIR - SCHATZ?


SO SAUGST DU ODEM

AUS DEN STEINALTEN TÖPFEN

A-RHYTHMISCH DER TAKT


NICHTS GEHT - UND ALLES

GEHT ALLES DAHIN UND NICHTS

MITNICHTEN RICHTIG


MAGS NIEMAND VERSTEHN

SO IST ES DOCH EXISTENT

DIESES KLEIN BISSCHEN LEBEN


PST PST PST GANZ LEIS

DAS GEHEIMNIS IST EINSAM

VERSCHLUCKT VON SCHWEIGEN



Zu meiner großen Freude hat Tibi mein See-Gedicht ins Ungarisch übertragen.

Ich will es all jenen, die sich nicht die Mühe machen in die Kommentare
hinein zu schauen und nur die Gedichte lesen, auf keinen Fall vorenthalten....




viel stiller der see /még mélyebben a tó
so leichenblass und fade /oly holtsápadt s unott
völlig entkräftet /teljesen kimerült

klatsch klatsch - hörst du ihn? /hallod, hogy csapkod?
den hölzernen schlag /a fadorong csapkod
wehmutgeschluchze /fájdalmas zokogás

wer mag ertragen
das elend dieser zeiten /e kornak nyomorát
sturmgeschüttelt roh /tör-zúz mint egy mozsár
ki képes elhordozni?

das champagnerglas /kristálypohárban drága
perlend – die lippen verzückt /bor pezseg - ajkak extázisa
gib antwort mir - schatz? /felelj nekem, szivem

so saugst du odem /oly légszomjasan kortyolsz
aus den steinalten töpfen /a kőkori korsókból
a-rhythmisch der takt /szabálytalan lüktet az ütem

nichts geht - und alles /telik az üresség - és minden
geht alles dahin und nichts /odatart és semmi sem
mitnichten richtig /pusztul vele végleg

mags niemand verstehn /nem képes senki megérteni
so ist es doch existent /és annyira élő mégis
dieses klein bisschen leben /ez az apró harapásnyi élet

pst pst pst ganz leis /pszt, szivem, csak halkan
das geheimnis ist einsam /a titok most egyedül van
verschluckt von schweigen /elnyelte a csönd


Szentandrási Tibi

http://sztandit.blogspot.com/




Samstag, 21. November 2009

ERSTER LEBENSRAUM - vollendet ???

(der versuch, die vielen gedanken in 10/10/8 silben pro vers unterzubringen - ist mir nun hoffentlich gelungen)


im ersten lebensraum, am blutpulsschlag,
ist nur ein rauschen von lebensströmen.
ein schrei versickert in glucksen,
.
kichern und gesang, himmelssphärenton,
und das pochen: gleichklang, eines rhythmisch
laut, und leise leise leise
.
das kleine, leise, leise das eigne.
der willkür ausgesetzt, eingebettet -
kiemenlos als wasserwesen.
.
atemfrei - imprisoned. kein recht kein los –
als teil des teils das teil der teile selbst
ist teil und endlos allesteil
.
ist letztes, erstes, ist allerletztes,
wichtigstes, elendstes, ersehntestes,
gehasstestes, geliebtestes...
.
vom ersten augenblick das ganze stück.
und nie gesichertes. gewagtestes,
versprochenes an zukunftsglück
.
wenn nicht der heile ausstoß, dieser akt
nicht heil gelingt, wenn nicht, wenn nicht, wenn, wenn...
und wann ist mensch ein echter mensch
.
ist mensch ein mensch wenn er geboren wird
was ist human, was animal, was pulp?
was geist, was spur, was element,
.
was luft, was wasser, was ist holz, was zahl,
was licht, was feuer, was idee, was traum
was qual und was ist schuld, was schmach.
.
was elend, was ist trotz, was ist trotzdem,
was ist geduld, was dauert, was ist stark,
was wird, was lebt, was bleibt - gedeiht?
.
was ist der mensch, was unschuld und was schuld?
was ist die frucht, der früchte ausgeburt,
ist neufrucht, gleichfrucht, allesfrucht.
.
ist einfach da.

Mittwoch, 11. November 2009

im ersten lebensraum - erster versuch
























im ersten lebensraum in blutpulsschlag
ins rauschen aller lebensströme eingebettet,
ein schrei versinkt in glucksen
.
kichern und gesang musik aus himmelssphären
und pochen gleichklang eines rhythmisch
laut und leise leise leise
.
das kleine, leise, leise, leis das eigne.
der willkür ausgesetzt, und eingebettet
kiemenlos als wasserwesen.
.
atemfrei - imprisoned. ohne recht und los –
als teil des teils das teil der teile selbst
ist teil und endlos allesteil
.
ist letztes, erstes, allerletztes, allererstes,
ist wichtigstes, und elendstes, ersehntestes,
gehasstestes, geliebtestes...
.
vom ersten augenblick ein ganzes stück
und nie gesichertes und nur gewagtestes,
versprochenes an zukunftsglück
.
wenn nicht die heile flucht der heile ausstoß
heil gelingt, wenn nicht, wenn, wenn
und wann ist mensch ein echter mensch
.
ist mensch ein mensch wenn er geboren wird
was ist human, was animal, was pulp?
was geist, was spur, was element,
.
was luft, was wasser, was ist holz, was zahl,
was licht, was feuer, was idee, was traum
was qual und was ist schuld, was schmach.
.
was elend, was ist trotz, was ist trotzdem,
was ist geduld, was dauert, was ist stark,
was wird, was lebt, was bleibt - gedeiht?
.
was ist der mensch, was unschuld und was schuld?
was ist die frucht, der früchte ausgeburt,
ist neufrucht, gleichfrucht, allesfrucht.
.
ist einfach da.





Samstag, 31. Oktober 2009

Auf dem Stein sitzend...

Als ich an diesem Tag über meine dünnen Beine zu meinen Füßen hinunter sah, der Stein war spürbar hart unter mir, glaubte ich, unten, weit unten im Gras sonderbare Gebilde zu sehen. Sie waren vernebelt und gestaltlos. Während ich sie betrachtete und mit Mühe den Zusammenhang zwischen den erlebten Ereignissen des Tages und diesen undefinierbaren Formen zu finden suchte, bemerkte ich etwas, das mich, obwohl es Teil meiner Fantasie für den Rest meines Lebens bleiben sollte, immer von Neuem mit großem Erstaunen erfüllte.
Die Gebilde waren Ausdruck eines Gefühls, das ich nicht benennen konnte. Sie umspielten den Grund unter mir, und suchten Kontakt zu meiner Haut. Wie um sich Gehör und Einlass zu verschaffen wuchsen sie um mich herum und mahnten mich endlich eine Bedeutung für sie zu finden, damit ich sie in mich aufnehmen könnte. Ich könnte sie mir auf den Leib legen oder sie einatmen, in mich und auf mich reiben. Dann erst würde ich sie kennen, so wie man einen reifen Apfel kennt, dessen Herkunft einem vertraut ist und dessen Duft und Geschmack sich mit der Farbe und der Spannung seiner Schalenhaut als besonderer Wert schon sehr früh in das kindliche Bewusstsein gedrängt hat und dort festsitzt für den Rest der Zeit.
Was also war es diesmal gewesen, das sich als rätselhafte Erscheinung abgesondert hatte um als wuchernder, wabernder Bodensatz des Tages mein Unterbewusstsein zu durchspülen? Es war eine winzige Begebenheit gewesen, die aus Hast und Blicken bestand, aus Ekel und Verwunderung, aus sattem Grün und Staunen. Und eben diesem einen Satz.
Während ich gerade große Kastanienblätter aus unterschiedlichem Grün, Gelb und Braun sammelte und als Fächer in meiner Hand drapierte, hörte ich Stimmen. Laute, wütende Männerstimmen hallten aus der Passage. Dann kam mein Vater mit weit ausholenden Schritten herausgerannt. Er gestikulierte mit den Armen, rief laut: „Ha!“, blieb stehen und kratzte sich am Kopf. Sein Blick fiel auf mich und er sagte den Satz, von dem er wissen musste, dass ich ihn nicht verstand: „In Amt und Würden! Weißgott, aber von Würde keine Spur!“ Als er weg war, kam Herr Steiner, der Obmann, der  über alle herrschte und vor dem alle zitterten, aus dem Tor, blieb auch stehen und verzog das Gesicht zu einer sonderbaren Fratze. Er sah sich um. Als er merkte, dass der Hof bis auf mich verwaist war, rotzte er sich mit Mittelfinger und Daumen der rechten Hand den Schleim aus der Nase. Er schleuderte ihn quer über den Platz, räusperte sich heftig und öffnete sich mit den feuchten Fingern die Hose. Dann ging er zur Kastanie, wo er, kaum zwei Meter von mir entfernt, sonderbar grinsend sein Geschäft erledigte.
Ausgeliefert.
Der bunte Herbstblattfächer
löchriger Schutzwall

Freitag, 30. Oktober 2009

das hochzeitsfoto I




...den richtigen moment aus der welt herausschneiden,


aufbrennen, für die ewigkeit festzurren,

das präparat der unwillkürlichen bewegung so beherrschen,

dass der katalysator der strengen planung das gebilde perfektioniert,

nichts soll zufall, nichts dem tollen mut des augenblicks geschuldet,

nichts soll nur so, nur einfach so, nichts soll "gewöhnlich" sein.



die welt ist ein tollhaus, der himmel strahlt und der übermut perlt

und die uhren ticken verquer an den handgelenken der vielen,

und der rhythmus der schritte pulst wie die laune des windes,

atemlos, hier hin und dort hin, und lachen und weinen bald,

und alles misslingt, und darf nicht misslingen, gute miene...


wie lächeln zur fratze erfrieren, wie ein zwinkern erstarrt,

und das kompliment zum leisen fluch geriert,

und unter dem fleisch der wangen verbeissen sich zähne

und lippen werden zum formlosen strich.


der wind pustet ein schirmchen über den platz

und lachelnd hüpft ein kind hinterher...





Mittwoch, 28. Oktober 2009

kunst und natur




...mit speichel netze ich
das wilde rot auf dem papier,
und lass es schwimmen
dieser früchte gelb,
bin mitten drin
im sonnentanz,
der letzten, allerletzten

warmen stunde.
will kunst ergreifen
und erfasse nur natur,
will abstraktion,
will transzendenz
und spüre wie der duft
des lichts mit speichel
sich vermischt und farben
löst von dicht nach licht
und während sie
im hier verschwimmend
sich vermischen,
versickert alle
intention,
die metaphysische
die hingewollte,
im schlichten bild
aus herbst
so matt
und gleichsam lächelnd
zum trotz mir jetzt
in der verzückung
naturnaturnatur
und meiner absicht
hohn...




Sonntag, 18. Oktober 2009

.
.
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- mädchen am waldrand -

der purpurne horizont

versinkt in schwärze
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.noch ein paar schritte

ins zwielicht getaucht der wald

ein käuzchen schreit
.
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abendwind

zerkräuselt die gestalt

im pfützenwasser
.
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Freitag, 9. Oktober 2009

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...im frühherbst scheinen die nebel wie milchiges glas,

das sich verflüssigt und auflöst,
wenn die sonne luftig und zögerlich,
den kühlen duft der nacht noch in ihrem atem,

in den wiesengrund steigt und den tau verperlt...

.
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Montag, 5. Oktober 2009

.
.
an dunklen tagen

in selbstzweifeln verharrend

suchst du die antwort
.
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...was wird, wenn die sonne
verdunkelt und die tage
am nachmittag kriechen
in eine lange düsternis hinein,
die kein zwielicht kennt,
was wenn die nebel
mit ihren weiß-grauen fingern
wabernd nach uns greifen
- und wir im nebelmaul,
das unsre seelenleiber frisst,
verschwinden...

verdickte erinnerungsfetzen
der vergangenheiten,
nicht actor, stuntman, schattenfigur,
brutal gehetzt durch diese clips,
scharlatanerie des traums,
der wut des wahns,
des geistesblitz,
ausgeleuchtet und verletzt,
bleibt immer nur das bild der not
kalt-weiß-schwarz
und rot blutrot...
die zeit reißt an uns,
wie ein gieriges tier,
ent-lebt uns, stück für stück,
und wir halten unsere würde
vor der brust zusammen
wie die falten eines mantels,
doch da ist kein mantel,
nur die nackte lederhaut,
so hilflos,
ist der versuch
nicht einzuknicken
vor der übermacht des angriffs...
.
.



.

Sonntag, 4. Oktober 2009

- arboretum -


...im arboretum 
starr vor staunen 
einem wald 
aus bambusstengeln 
begegnet,
 
gigantische gehölze 

- doch - 
so fremd muten sie an 
- so ungewöhnlich fremd -