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Sonntag, 10. Oktober 2010

Über die Hänge nach Frickenhausen

Ein Herbstgedicht - weil der Herbst an diesem Wochenende so umwerfend schön war.

Ein blaublauer Himmel, warme Sonne, ein GOLDENER OKTOBER...


Über die Hänge nach Frickenhausen

Farbentrunken und flammend im Herbstlicht so liegt es da,

buckelig, steil, das Weinhang-Gebirg, überm Main.

Nichts majestätisch. Nichts was gigantisch dein Auge verführt.

...und wie vergessen das Kirchlein am Weg.


Nur Striche sind’s, gradlinig angeschrägt. Betonwege stanzen

zu geometrischen Formen die Lagen.

Wären die Grenzen nicht, glaubte man Zeile um Zeile

verlöre sich weiterhin hoch auf den Hängen im Wald.


Der Wein - nur dieses einzige Leben.

Die Mainschleife nicht gekappt, Segnitz,

vom trutzigen Sulzfeld über die Höh’ her.

Und nun Frickenhausen, mauernumspannt.


Umjubelt vom Zechen der trunkenen Farben

Hält dich der Atem der Mühsal in Schach

wenn sich dein Blick steilab verliert, und du

die Bütte spürst wie ein Joch, das die Rippen dir drückt.


Und über Mauerwege, vom Tritt der Jahrhunderte

glatt, zieht dich die Sehnsucht nach heiteren Stimmen:

Und die Erinnerung lockt deinen Schritt

tiefer und tiefer hinein ... weißt du es noch...?


Plätze an Reichtum und Pracht drängen sie ab in die Enge

der Gassen, die Armut und Not, tief rein ins Winkelverlies

düsterer Ecken und Stiegen, feucht noch und steinig,

wo kaum die Sonne hintrifft. Draußen das Dorf ist zersiedelt.


Menschlich ducken die Giebel sich fest aneinander,

misstrauisch verengt ist der Blick von Fenster und Tür

wo das Hallen der Tritte verebbt im steinigen Hof.

...da: nicht tröstend noch qualvoll - Orgelmusik.


Das barocke Gesims ist gerettet, planvoll veredelt die Stufen

kein windgewaschenes Grau mehr, lichtgelb der Putz,

und im dämmrigen Schimmer der sinkenden Nacht,

scheint dir ein jegliches Haus ein Gasthof zu sein.


Doch erst willst du zum Fluss. Willst im düsteren Grau

der treibenden Flut wenigstens in Gedanken

die Fußsohlen kühlen und deine Reise beenden,

eh dich die Dunkelheit trifft. Ein Schiff fährt vorbei.



.

5 Kommentare:

  1. Meine Herren, da hat er Dich aber mächtig erwischt, der goldene Oktober ;-) Habe heute unserem Sohn beim Fußbalcamp zugesehen, Dietmar Tauchners "Nachtnautik" gelesen und am Einsendeschlusstag von Kukai 2010 gearbeitet ;-)

    Viele Grüße
    Ralf

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  2. ...Schöne Worte, schöne Gedanken...ich wünschte aus mir würde es auch so sprudeln...

    Liebste Grüße aus dem ebenso goldenen München

    Gisela

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  3. @ralf
    ...schönen beschäftigungen bist du nachgegangen - danke für deinen mächtigen kommentar! ich winde mich noch immer um das haiku herum, aber alles was mir einfällt sind so r i e s i g e wortschleifen... aber vielleicht kommt es ja noch...

    @gisela

    ...herzlichen dank, liebe gisela, für deinen besuch auf meiner seite. ich finde, dass es bei dir auch ganz schön sprudelt... bis bald...

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  4. Was für ein gelungener Text, gerade so richtig für mich Herbstverliebte, die ich in diesem Jahr mit Leib und Seele bin. Es gefällt mir sehr mit seinen unverbrauchten Bildern, die persönlich nah und doch noch genug Spielraum dem Leser für eigenes lassen, aber verführend locken in diese weinselige Gegend ...

    ach, ich hab gern mitgewandert und besonders den stillen Schluss genieße ich ...

    ich umarme Dich,
    isabella

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  5. @isabella

    wie freue ich mich, dass dir mein gedicht gefallen hat - ich kam erst mit 13 jahren nach unterfranken - (aus kärnten) - und brauchte recht lang bis ich den besonderen zauber meiner neuen heimat erkennen konnte. dann aber, erst als erwachsene, ließ er mich gar nicht mehr los... es ist schon ein ganz besonders land, und gastfreundlich und abwechslungsreich - kulturell sehr interessant - wo wein wächst ist auch immer etwas los, da muss man nicht lang suchen...

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