Das vergilbte Blatt
Paul Spinger
Vergilbend liegt das weiße Blatt
Obszön auf meinem Schreibtisch rum;
Weil niemand drauf geschrieben hat
Zerknüllt ich es, denn es ist stumm.
Dann streich ich ´s mühsam wieder glatt,
Und mal’ darauf ein Liebeslied.
Jetzt redet das vergilbte Blatt;
Welch riesengroßer Unterschied!
Erst war es gelb und glatt und leer,
Sah mich wie eine Hure an.
Jetzt provoziert es mich nicht mehr,
Weil ich darauf was lesen kann.
für Paul Spinger als kommentargedicht auf seinem blog:
das vergilbte blatt
was sich da so zusammenreimt,
beschrieben-unbeschrieben,
ein wenig alt, vergilbt, und leergeblieben,
aussagestark wie sacht betagte haut,
nur scheinbar stumm. verführerisch,
verpönt und doch begehrt,
verworfen, sündig, lasterhaft,
verschmäht und auch verehrt!
du kämpfst, du widerstehst,
zerknüllst, beleidigst, wendest dich,
doch schließlich siegt die lust,
weil alles flüchten sinnlos ist,
tust du nur, was du musst.
die macht hat jetzt die zauberkraft,
der zweifel weicht im licht,
mit jedem satz ein neues land,
zur welt kommt ein gedicht.
das ist nun wirklich unbedacht
mir davon zu berichten,
ich will doch dass die liebe lebt,
und dichtung kommt von dichten.
lass lasterhafte blätterfeen,
obszön verführerisch und fein
mit gurren, säuseln um dich sein
wenn liebeslieder so entstehn
musst du durch diese hölle gehn!
Zwischen Nachdenken und Schmunzeln bin ich hier hin. Und hergerissen ;-).
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Ralf
...da bin ich doch gleich auch hin und hergerissen vor freude, dass du wieder einen besuch bei mir machst....
AntwortenLöschengabriele
.. leider habe ich mein Antwortgedicht nun ins weite All des Internets gechickt, wer weiß wohin, es ist weg und ich kann es nicht noch einmal so denken ..:-(
AntwortenLöschendeshalb nur ein kurzer Kommentar : durch diese Hölle gehe ich gerne, weil dort die intensivsten Worte schmoren ...
LG Ursa
LOVE
AntwortenLöschenGABRIELE