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Dienstag, 16. August 2011

LEGASTHENIE

Worte sind Blumen, das Moos, ein Falter,
Worte sind Bäume, sind Blätter im Wind,
Worte sind Farbe, tiefdunkel und hell,
Worte sind Blüten an bebenden Zweigen,
Worte sind Funkeln am plätschernden Quell.
Worte sind Klänge, ein Zwitschern, ein Hall,
Worte sind Gärten: sie duften, sie leben,
sind ein Geheimnis aus Zauber und Schall.
Der Text ist ein Berg aus Felsengestein,
Irrgarten aus Steinen, da sollst du hinein.

Jemand sagt, „Steig da hinauf, steig auf den Berg,
du wirst mit jedem Schritt atmen:
die Blumen, den Duft, die Farbe, die Pracht!
Die Welt wird sich öffnen, mit Wunder und Macht!
Nur zu… versuch es… es ist nicht schwer!
Am Fuße des Berges ist’s öde und leer!“

Buchstaben sind Steine, sind felsige Brocken,
am Hang des Berges! Nicht achtlos verstreut,
formlos bizarr, in endlosen Linien,
liegen sie da, auf dem Weg aufgereiht,
lauern gestaltlos, mit dunkler Gebärde,
hindern den Schritt, verdunkeln die Sicht.
Mit stolperndem Tapsen beginnst du zu gehen.
Du möchtest nicht weiter, ein Ziel siehst du nicht.

Du gehst ein paar Schritte, du willst hinauf,
doch diese Steine behindern den Lauf.
Da ein Stein und dort ein Stein!
Die sollen dich lenken?
Das kann doch nicht sein!

Da ist dieser Nebel,
düsterer, grau-brauner dichtester Dunst,
den zu durchdringen, das ist die Kunst.
Nichts siehst du mehr, was soll denn das?
Nur wirre Spuren, das macht keinen Spaß!

Dann bist du oben, du fühlst dich so leer,
am Gipfel des Berges, der Aufstieg war schwer!

Buchstaben sind Steine und felsige Brocken
aber die Worte, der Klang und der Duft
bleiben versteckt hinter nebligen Schranken,
stumpf sind sie, blind, in lichtloser Luft.

Du, ich setz mich zu dir und lese dir vor…

Worte von Farben, von gelb, grün und blau,
Worte vom Licht, das sich spiegelt im Tau,
Worte vom Mut, von Freiheit und Pflicht,
vom Vogel am Nestrand:
„Flieg ich jetzt … oder flieg ich noch nicht!“

Sei nicht verzagt, wir steigen ganz langsam,
gemeinsam gehen wir Schritt für Schritt ,
von Stein zu Stein, von hier nach dort,
und pusten den Nebel, die felsigen Hürden,
mit unseren Träumen – ganz einfach fort!

2007
Gabriele Brunsch

2 Kommentare:

  1. Anonym23/8/11

    ecDas Gedicht ist wunderbar. Ich beschäftige mich seit geraumer Zeit mit dem Thema Legasthenie. Ich werde demnächst dazu auch eine Homepage und einen Blog einrichten. Dieses Gedicht würde ich da gerne einstellen. Natürlich ordentlich zitiert. Eine kleine Änderung würde ich vornehmen und die letze Zeile noch einmal etwas anders schreiben:
    ... "und pusten den Nebel, die felsigen Hürden, mit unseren Übungen - ganz einfach fort.
    Beste Grüße - Siegbert Rudolph, 0911 996969
    siegbert.rudolph@t-online.de

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  2. lieber siegbert, ich freue mich über den kontakt. und wenn die übungen erfolg haben sollten, dann wäre das natürlich der größte wünschenswerte faktor!

    lebe grüße
    gabriele

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