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Samstag, 8. Oktober 2011

...Ob es nicht besser wäre nach Süden aufzubrechen

...oh, könnten wir nach süden aufbrechen und dem dunkel entfliehen...

...füllt sich das herz mit toten?
dann lass mich mit dir leiden.

denn auch in meinem wiegen sie schwer,
als müsst es die wände sprengen,
als zögen sie stunde um stunde mich in das dunkel.

noch rieche ich seinen duft,
betörend jung und schön,
noch ist mir der anderen wort im ohr
und streicht mir die hand übers haar.
noch hör ich des nächsten atem so schwer,
wie er röchelt und flüstert: ich sehe das licht.
noch kreischt die ferne durchs telefon:
hör, ich weiß, ich muss sterben, und du?
du lebst weiter, ja du!
noch seh ich die freundin liegen im sarg
am frostkalten tag, elend verreckt,
weil verlassen in tief-schwarzer nacht,
als der krebs sie trieb durch die straßen
und sie fand nicht den weg...
noch hör ich das elende krächzen der nächsten,
die sagt': morgen gehe ich heim, morgen,
da stehe ich auf, morgen!
und stirbt in der nacht.
noch seh ich das lächeln des nachbarn,
der sagte humorvoll: geht’s mir nicht gut?
musste wohl erst liegen und sterben,
um dich vor mir knien zu sehen...

ich weiß, die meinen nimmt mir das leben,
nimmt mir das schicksal, die krankheit, der tod.
nimmt sie und lässt mich allein mit den stimmen,
dem lächeln, dem streicheln, dem röcheln,
dem krächzen, dem gruß, der umarmung, der letzten.
lässt mich allein, sitzen und lauschen.

...und dann spür ich das herz,
da drinnen, wie es sich weitet und schwer wird,
wie es brennt und sich wehrt.
will nicht annehmen, will nicht verstehen,
will nicht den ganz normalen gang dieser leben
um mein gezirkeltes zentrum der welt
gelassen ertragen...

wer nur hat sich das ausgedacht?
wer treibt den motor, der im zickzack
im trudelstrudel die welt torkeln lässt,
das leben verstrickt und zerhackt,
auflöst und trennt, ohne rücksicht,
ohne gnade und ohne verstand?

wer nur....

lausche ich den stimmen,
versuche ich das humorvolle lächeln des einen
mir hervorzuholen, und erfühle
die hand der anderen auf meinem haar...
und glaube inniglich dem, der sagte,
er sähe licht!

sie lasse ich wachsen, in meinem herzen,
und verschmelzen mit all meiner sehnsucht
nach dem duft des jungen, der voller vergangenheit war,
aber die ganze zukunft
so gänzlich unberührt und weit
vor sich hatte.

und ertaste das blau des himmels
hinter den wolken...

© by Gabriele Brunsch

2 Kommentare:

  1. Sehr tröstlich, wie bei all dem Schweren - so lyrisch ausgedrückt damit, dass etwas/jemand "im trudelstrudel die welt torkeln" lässt" - doch der poetische Schluss kommt: "und ertaste das blau des himmels hinter den wolken..."

    Danke
    Helmut

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  2. Gerade lese ich, dass Du, lieber Helmut, damals einen Kommentar geschrieben hast! Danke dafür, ach, ich bin sehr säumig, ganze drei Jahre sind es nun her, dass ich das schrieb - aber es ist mir, als sei es gestern gewesen!
    Alles Gute Dir
    Gabriele

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